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Kulturmagazin mit Charakter

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Aktuelle Aufführungen

Samtige Klänge über Liebe und Eifersucht

KLASSIK UNTER STERNEN
– ELĪNA GARANČA AND FRIENDS
(divers)

Besuch am
6. Juli 2016
(Einmalige Aufführung)

 

Benediktinerstift Göttweig

Wie ein edler, dunkler Burgunder wird ihre Stimme immer wieder beschrieben. Und tatsächlich ist Elīna Garančas kostbarer Mezzosopran wunderbar samtig, ja dunkel timbriert, dabei aber immer klar und funkelnd. Zudem vermag sie ihm eine schier unerschöpfliche Palette an Farben und Schattierungen zu entlocken. Herrlich ausgereift ist auch die Legato-Kultur des völlig uneitlen Stars, der diesmal hauptsächlich im italienischen Fach zu faszinieren weiß.

Bereits zum neunten Mal findet Klassik unter Sternen im Stift Göttweig statt. Und nicht nur das Wetter ist, abgesehen von einigen kühlen Lüfterln, herrlich, und nicht nur die Sterne funkeln, sondern auch ihr kostbarer Mezzo. Garanča, zuerst im geschmackvollen, roten Kleid und nach der Pause wieder im obligaten Salondirndl, ist stimmlich in Topform.

POINTS OF HONOR
Musik
Gesang
Regie
Bühne
Publikum
Chat-Faktor

Und das alles erlebt man bei der eingängigen und ausnehmend innig gesungenen Arie Io son l’umile ancella aus Adriana Lecouvreur von Francesco Cilea und bei der von ihr erstmalig präsentierten Arie der Eboli aus Giuseppe Verdis Don Carlo O don fatale, o don crudel. Von Liebe und Sehnsucht ist, wie so oft in der Oper, den ganzen Abend über viel die Rede, so auch von der verlorenen, und von Eifersucht. Und so singt sie auch ein Duett aus Gaetano Donizettis La Favorita gemeinsam mit dem italienischen Bariton Fabio Maria Capitanucci, der mit seinem kernigen Bariton und seiner intensiven Gestaltung auch bei einer Arie aus Verdis Falstaff punkten kann.

Joyce ElKhoury und Elīna Garanča - Foto © AMI-Promarketing

Weiters hat sich der Publikumsliebling die Sopranistin Joyce El-Khoury eingeladen, die mit klaren Tönen und hoher Empfindsamkeit bei einer Arie aus Verdis Sizilianischer Vesper und ganz besonders mit Un bel di vedremo aus Giacomo Puccinis Madama Butterfly fasziniert, allerdings leicht eingeschränkt durch einige Engen und Schärfen in der Höhe.

Garančas Gatte Karel Mark Chichon am Pult des groß besetzten Wiener Volksopernorchesters klebt liebevoll an ihren Lippen und begleitet sie sorgsam und gefühlvoll. Davor und dazwischen kann das solide spielende Orchester unter anderem mit Mozarts Figaro-Ouvertüre und dem Bacchanal aus Camille Saint-Saens Samson et Dalila viel an Stimmung erzeugen. Einige der Musiker glänzen auch als Solisten. Bei einigen Stücken würde man sich einen besser ausbalancierten Ton bei der Verstärkeranlage wünschen.

Schließlich können sich die etwa 4.500 Fans, darunter viel Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Medien, zum Finale dann an der so genannten leichten Kost ergötzen: Zu hören ist ein von den dreien gemeinsam gesungenes und von Chichon bearbeitetes mediterranes Medley, bei welchem auch Hits wie O sole mio und  Granada nicht fehlen dürfen.

Die Zugaben Lippen schweigen … aus Lehárs Lustiger Witwe und das schon obligate Ave Maria in der Version von William Gomez beschließen den stimmungsvollen, romantischen Abend, der wieder von Barbara Rett charmant und informativ vor der herrlichen, in verschiedenen Farben ausgeleuchteten Kulisse des Benediktinerstiftes moderiert wird.

Großer Jubel und eine ausgesprochen gute Stimmung herrscht beim Publikum im Innenhof des Stiftes.

Helmut Christian Mayer