Opernnetz

Kulturmagazin mit Charakter

Foto © Fabio Parenzan

Aktuelle Aufführungen

Feine Stimmen, nüchternes Spiel

RIGOLETTO
(Giuseppe Verdi)

Besuch am
25. November 2016
(Premiere)

 

 

Teatro Verdi Trieste

Carabinieri in Galauniformen und mit umgeschnallten Säbeln am Eingang zum Zuschauerraum, ein festlich gestimmtes und ausnehmend elegant gekleidetes Publikum, die Damen überwiegend in langen Abendkleidern und die Herren im Frack, ein Orchester, das vor Beginn der Oper stehend die italienische Hymne spielt: Die Inaugurazione der neuen Opernsaison ist traditionell nicht nur am Triester Teatro Verdi eine festliche Angelegenheit, wo man heuer mit Giuseppe Verdis Rigoletto eröffnet.

Die sehr einfache und nüchterne Ausstattung für diese beliebte und häufig gespielte Oper stammt vom Opernhaus Monte Carlo und wurde von Rudy Sabounghi kreiert. Aus Gründen der Sparsamkeit wird diese Kooperationsvariante immer häufiger speziell bei italienischen Opernhäusern gewählt. Mit eher groben Holzlatten ist der Einheitsbühnenraum ausstaffiert, der durch einen Lüster und einen mit nackten Frauen bemalten Paravent zum Palast wird. In dem wird dann im zweiten Bild wie eine Schachtel Rigolettos Haus eingeschoben. Sparafuciles Mordhaus ist eine durchschaubare, nur über einen Steg zu erreichende Hütte aus Holzstangen.

POINTS OF HONOR
Musik
Gesang
Regie
Bühne
Publikum
Chat-Faktor

Stilisiert historisch sind die Kostüme. Klassisch und meist wenig aufregend ist die Personenführung von Regisseur Jean Luis Grinda – die Einstudierung hier in Triest besorgte allerdings seine Assistentin Vanessa d’Ayral de Sérignac. Man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass die Sänger ziemlich allein gelassen wurden und jeder Protagonist nach eigenem Gutdünken und seinen Fähigkeiten agiert.

Foto © Fabio Parenzan

Sängerisch erweist sich die Produktion überwiegend erfreulich: Denn Sebastian Catana als Titelheld verfügt über eine starke Bühnenpräsenz und vermag vor allem im Finale beim Abschied von seiner Tochter mit innigem Ausdruck zu berühren. Zudem singt er den buckligen Hofnarren mit einem schönen und edlen Timbre seines kernig fokussierten Baritons. Nur in der extremen Tiefe wirkt sein Organ manchmal etwas rau. Aleksandra Kubas-Kruk verfügt vielleicht nicht über die größte Stimme, sie kann jedoch als mädchenhafte Gilda mit seelenvollen Piani und reinsten Koloraturen faszinieren. La donna è nobile: Nicht allein bei diesem Gassenhauer kann Antonino Siragusa, er singt an allen wichtigsten Opernhäuser weltweit, als oft von leicht bekleideten Gespielinnen umgebener Herzog von Mantua punkten. Denn reich an Geschmeidigkeit ist sein extrem heller, im Forte allerdings ziemlich scharf werdender Tenor. Antonella Collaianni ist eine schön gefärbte, wenig erotisch ausstaffierte Maddalena, Giorgio Giuseppini ein kraftvoller Sparafucile zum Fürchten. Von den vielen kleinen, überwiegend solide besetzten Rollen, teilweise aus den eigenen Reihen, sticht besonders Franco Lufi als imposant stimmgewaltiger Monterone hervor. Der Chor des Hauses, dessen Einstudierung Francesca Tosi besorgte, weiß nach anfänglich eigenwilliger Tempogestaltung, die nicht immer mit dem Graben konform geht, zu gefallen.

Von Fabrizio Maria Carminati am Pult gehen zu wenig Impulse aus. Denn er beschränkt sich bei seinem Dirigat meist aufs Taktschlagen. Und so erklingen die überreichen, melodischen Erfindungen im Orchester des Teatro Verdi zwar durchaus klangschön, aber es fehlt letztlich an eingängiger Schlagkraft und fesselnder Spannung.

Viel Applaus im vollen Haus ohne Widerspruch für die Inszenierung und etliche Bravi für die Sänger.

Helmut Christian Mayer