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DVD

Düsteres Erleuchtungsszenario

Teil der Elegance-Reihe von Arthaus Musik ist auch Siddharta, ein Ballett des Choreografen Angelin Preljocaj für das Ensemble der Pariser Oper aus dem Jahr 2010. Basierend auf der Lebensgeschichte des Siddharta Gautama, dem Gründer des Buddhismus, kombiniert Preljocaj in sechszehn Bildern dessen Weg zur Erleuchtung. Näher lässt sich die Handlung dieses Balletts nicht beschreiben.

Dabei sei vorangestellt, dass die Tänzer der Pariser Oper hervorragend ausführen, was ihr Gastchoreograf für sie ausgedacht hat. Nicolas Le Riche, der 2014 seinen Abschied von der Pariser Oper feierte, ist hier in der Titelrolle zu sehen. Aurélie Dupont, heute Direktorin des Balletts, verkörpert die Erweckung. Siddhartas Weggefährte ist Stéphane Bullion, der König Wilfried Romoli. In weiteren Rollen Muriel Zusperreguy und Alice Renavand sowie das Corps de Ballet der Pariser Nationaloper. Das Orchester der Oper wird dirigiert von Susanna Mälkki. Es erklingt ein synfonisch-fantastisches Werk aus der Feder Bruno Mantovanis, das mit rauen Gitarrenriffs als Erkennungsmotiv für den Protagonisten durchaus als sperrig bezeichnet werden kann.

Auf der Bühne indes ist ein auf Effekte bedachter Formationstanz in düsteren Szenarien anzutreffen. Gleich zu Beginn schwingt eine Art Komet dampfend einem Pendel gleichend über die Bühne. Am Boden läuft das Ensemble mit Motorradhelmen umher. Anschließend sausen Goldbarren, die an Sarkophage erinnern, herein und bilden geometrische Formen mit dem Tanz. Bühnenbildner Claude Lévêques Arbeit in dieser Produktion ist ansonsten zurückgenommen – sieht man vom industriecharmanten Gefährt inklusive Poledance-Stangen einmal ab, das mitten im Stück von der Decke herabsinkt. Dominique Bruguières Lichtkonzept ist ausgeklügelt und unterstreicht mit viel Dunkelheit und Nebel das düstere Erleuchtungsszenario. Die Kostüme von Olivier Bériot zeigen viel Haut. Die leichten, weißen Organza-Bahnen, die Aurélie Dupont und ihr Gefolge umhüllen, sind wahre Hingucker und erwecken den Eindruck von Sylphide 2.0 oder einem anderen weißen Akt der Ballettgeschichte.

POINTS OF HONOR
Musik
Tanz
Choreografie
Bühne
Publikum
Kamera
Ton
Chat-Faktor

Die Fernsehregie Denis Caoizzi verfolgt das Geschehen mit dokumentarischem Blick, in dem auch schon mal ein kleiner Schwenk oder Zoom integriert ist. Trotzdem springt der Funke bei dieser Produktion nicht über. Vielleicht eröffnet sich das Thema Erleuchtung nur denen, die sie bereits erfahren haben. Es drängt sich der Eindruck auf, dass es vornehmlich die großen Namen der Beteiligten sind, die diese DVD-Produktion legitimieren.

Die auf der DVD enthaltenen Informationen sind größtenteils in französischer Sprache aufgelistet, teilweise lassen sich englische Wörter finden. Zum leichteren Verständnis trägt diese somit nicht bei. Und nicht zu vergessen: Der sinnlose Pappschuber ist einmal mehr mit von der Partie.

Jasmina Schebesta