Opernnetz

Kulturmagazin mit Charakter

Foto © Ljubljana-Festival

Aktuelle Aufführungen

Hitparade der Opernschlager

ARIENABEND MIT PIOTR BECZAŁA
(Diverse Komponisten)

Besuch am
6. September 2016
(Einmalige Aufführung)

 

 

Ljubljana-Festival, Cankar-Center

Salut! Demeure chaste et pure – „Sei gegrüßt, du reine und unschuldige Stätte“: Gerade erst begeisterte er nicht nur mit dieser Arie, die er vor dem Haus seiner geliebten Margarethe singt, bei den Salzburger Festspielen als Titelheld in Charles Gounods Oper Faust, Publikum und Kritik. Jetzt singt sie Piotr Beczała neben vielen weiteren Schmankerln beim zu Ende gehenden Ljubljana-Festival 2016: Hits wie Pourquoi me réveiller aus Jules Massenets Werther und die Blumenarie aus Georges Bizets Carmen erklingen ebenso wie die Canzone des Riccardo aus Giuseppe Verdis Maskenball und vieles mehr. Und zum Finale blitzen dann mit E lucevan le stelle, der Arie des Cavaradossi aus Puccinis Tosca die Sterne und schließlich provoziert der Oberohrwurm Nessun dorma aus Turandot mit seinem lange gehaltenen Spitzenton H zum Ende Jubelstürme beim Publikum.

Foto © Ljubljana-Festival

Der Tenor ist aber auch in Topform: Alles klingt völlig natürlich, authentisch, leicht und mühelos. Sein Stimmumfang ist eindrucksvoll, seine warme, satte Tiefe betörend, seine strahlende Höhe makellos. Wunderbare Lyrismen, herrliche Legatokultur, edles Timbre und weicher Schmelz sowie eine intensive, ausdruckstarke Interpretation jeder einzelnen Rolle sind seine weiteren Stärken.

POINTS OF HONOR
Musik
Gesang
Regie
Bühne
Publikum
Chat-Faktor

Beczała ist im südpolnischen Kattowitz geboren, aufgewachsen und hat dort auch Gesang bei Pavel Lisitsian und Sena Jurinac studiert. Sein erstes Engagement führte ihn an das Landestheater Linz. Von dort ging es 1997 nach Zürich. Seither ist er auf allen großen Bühnen und in den bekannten Konzerthäusern dieser Welt unterwegs. Dass er auch Nerven zeigen kann, bewies er 2013, als ein Teil des Publikums der Scala ihn ausbuhte und er daraufhin verkündete, nie wieder in Italien auftreten zu wollen. Zu solchen Entgleisungen gibt es auf beiden Seiten an diesem Abend in Ljubljana keinerlei Anlass. Dafür sorgt schon das Orchester.

Marc Piollet am Pult des Sinfonieorchesters RTV Slovenija, das heuer seinen 60. Geburtstag feiert, begleitet ihn hingebungs- und rücksichtsvoll und nur selten zu laut. Die Musiker können ihre Qualitäten aber auch bei den beliebten Ouvertüren zu Verdis Macht des Schicksals und zu Rossinis Wilhelm Tell präsentieren, wie auch beim sehnsuchtsvollen Zwischenspiel aus Bizets Carmen und bei der populären Meditation aus Massenets Thais, bei dem Konzertmeister Benjamin Ziervogel als Solist mit herrlich anrührenden Ton brilliert. Wie überhaupt auch die Musiker in den allen anderen Instrumentengruppen glänzen können.

Grenzenloser Jubel und stehende Ovationen eines restlos begeisterten Publikums, für die sich der sympathische Künstler mit Franz Lehárs Dein ist mein ganzes Herz sowie dem neapolitanischen Lied Core ’ngrato, auchbekannt als Catari, Catari, von Salvatore Cordillo als Zugaben bedankt.

Helmut Christian Mayer