Kulturmagazin mit Charakter
Buch
Wer an Richard Wagner denkt, assoziiert als erstes Bayreuth und das Festspielhaus. Doch die Bayreuther Zeit macht nur einen kleinen Teil seines Lebens und seines Schaffens aus. Fast die Hälfte seines Lebens verbrachte Richard Wagner in Mitteldeutschland, im heutigen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. In Leipzig ist Wagner geboren, hier wuchs er auf, ging zur Schule. Hier erfolgte seine Prägung zum Musiker und Komponisten, und er sprach bis zu seinem Tode mit sächsischem Dialekt. Dresden wurde die Stadt seiner ersten Triumphe, aber auch die der schicksalhaften Zeit der Revolution 1848/1849.
Doch es sind nicht nur die großen Städte wie Leipzig und Dresden, die großen Einfluss auf das Wagnersche Schaffen genommen haben, es sind die vielen kleinen Orte und Stätten, die außerhalb der Region weniger bekannt sind, die aber für das Gesamtkunstwerk Richard Wagners, sein Leben und sein Wirken von enormer Bedeutung waren und bis heute einen bedeutsamen Platz in der kulturhistorischen Betrachtung des Komponisten einnehmen. In der sehr umfangreichen Literatur über Wagner nimmt die Beschreibung dieser Wirkstätten insgesamt einen eher nachrangigen Platz ein.
Es waren die Richard-Wagner-Verbände von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die diese Lücke schließen wollten und mit der Herausgabe eines opulenten und großformatigen Bildbandes Ende 2013 dem Künstler ein verspätetes Geschenk zu seinem 200. Geburtstag machten. Auf 224 Seiten, mit insgesamt 285, zum Teil recht unbekannten Abbildungen ist den Herausgebern um Ursula Oehme und Thomas Krakow vom Leipziger Richard-Wagner- Verband ein einzigartiger Bildband gelungen, der sowohl dem Wagner-Freund und Experten ganz neue Einsichten und Erkenntnisse zum frühen Schaffen des Komponisten gewährt, als auch dem kulturhistorisch geneigten und entdeckungsfreudigen Reisenden vergangene und aktuelle Aspekte einer einmaligen Landschaft zeigt. So ist dieses Buch gleichzeitig Kultur-, Opern- und Reiseführer in einem und daher nicht nur für den Wagner-Freund geschrieben. In drei großen Blöcken werden Richard Wagners Spuren in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen nachvollzogen, und die heutige Theaterlandschaft dieser Region wird mit einbezogen.
Buchidee | ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
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Insgesamt sind es 20 verschiedene Orte, die, als eigenständige Kapitel, ausführlich von jeweils einem eigenen Autor beschrieben werden und deren besondere Bedeutung für Richard Wagner oder umgekehrt herausgestellt werden. Interessant sind vor allem die kleinen, weniger bekannten Orte, die aber im Leben Richard Wagners eine ganz besondere Bedeutung haben. Sei es das Sachsen-Anhaltische Weißenfels, wo seine Mutter geboren wurde und auch begraben liegt, sei es das sächsische Graupa, wo er seinen Lohengrin skizzierte und wo es heute das Lohengrin-Haus als Museum gibt, oder das thüringische Eisenach mit der Wartburg, die ihn für seinen Tannhäuser inspirierte und wo heute noch aktuell im Festsaal der Wartburg diese Oper aufgeführt wird.
Leipzig, Dresden, Chemnitz und Magdeburg, Dessau und Meiningen sind auch heute noch wichtige Theaterstätten für das Werk Richard Wagners, die sich weiterhin der Pflege seines Schaffens widmen und damit auch einen großen Anteil am gesamtdeutschen Kulturschaffen haben. So werden in Leipzig nicht nur seine Frühwerke – Das Liebesverbot, Die Feen und Rienzi – zur Aufführung gebracht, gerade erst wurde der erste Zyklus des Ring des Nibelungen seit 40 Jahren aufgeführt.
Der Bildband Richard Wagner in Mitteldeutschland ist sehr aufwändig gestaltet, hochwertig in der Aufmachung und daher ein schönes Geschenk für Liebhaber von Richard Wagners Musik und Schaffen, aber auch für Freunde und Kenner einer einzigartigen Region in Deutschland oder solche, die es noch werden wollen. In jedem Fall nimmt dieses Buch den Leser mit auf eine faszinierende Reise an bekannte und weniger bekannte Orte in Mitteldeutschland.
Andreas H. Hölscher