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Fotos: © Detlef Kurth |
Aus Masken Seelen geschält
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Eine Oper erwacht zum Leben
Es lohnt sich allemal, mehrfach in Inszenierungen hineinzugehen, da sie
sich bisweilen wie Lebewesen entwickeln, der Charakter formt sich erst
allm�hlich, der K�rper konturiert sich, der Pubert�tsspeck f�llt ab...
solange jedenfalls gearbeitet wird, "an sich gearbeitet", w�rde man beim
Menschen sagen, und nicht Routine eintritt, die f�r uns Menschen der Alltag
ist.
Arlauds Inszenierung ist nun in dieser dritten Vorstellung nicht besser
geworden, man bleibt damit konfrontiert, dass der Regisseur seine Hauptfigur
denunziert und zum Bretterkasper macht, dass seine bisweilen marode Personenf�hrung
nur dort �berzeugt, wo v i e l e auf der B�hne sind; Konzentration auf
ein Thema und nur einen oder zwei Protagonisten, die leiden, liegt ihm
einfach nicht, gleichzeitig muss er fast zwanghaft jede musikalische Volte
aus- und �berillustrieren. Da hat es Stephen Gould, der Paul dieser Inszenierung,
beschissen schwer, zu einer klaren, nicht sentimentalen Gestaltung seiner
Partie zu gelangen.
ABER: In dieser dritten Auff�hrung hat Gould das Meisterst�ck vollbracht,
seiner Stimmf�hrung eine Seele zu verleihen, die seinem Spiel vom Regisseur
geradezu verboten wurde. Die Augen zu schlie�en, nur zu h � r e n, ist
angesagt, ja wird zum Pflichtteil jedes Besuchers. Aber nicht nur den
leidenden Paul betrifft dies; sondern was nahezu alle S�ngerinnen und
S�nger innerhalb einer einzigen Woche an Intensit�t des Spieles und musikalischer
Glaubw�rdigkeit gewonnen haben, ist kaum auszudr�cken.
Wo ich noch bei der Premiere dieses l�stige, klebrige Gef�hl entfremdeter
Personen hatte, die niemals oder nur in den Revueszenen des Zweiten Bildes
ganz bei sich sind, weil sie eben auf ihre bl�den, unorganischen Regieanweisungen
achten mussten, �bermittelte sich mir jetzt das dr�ngende Gef�hl eines
unausweichlichen traurigen Geschicks, in das eben auch die Nebenfiguren
eingewoben sind: zu denken etwa an die kurze, so verlorene N�herung Franks
an Brigitta ganz zu Anfang der Oper, der zaghafte Blicke und fast ein
Kuss und dann doch wieder alles Abwehr, nicht inszeniert, sondern als
Eigenbewegung der Psyche.
Es war, als sch�lten sich aus Masken Seelen, und zwar wollend und liebend
aus dem erstickenden Klarlack ihres Inszenators hinaus: eine selbstorganisierte
Emanzipation der Figuren, die vielleicht immer da wirkt, wo die Substanz
eines St�ckes, hier: einer Oper, wirklich gut ist.
UND: Thielemann hat sich seine Musiker nun v�llig verb�ndet, das Orchester
der Deutschen Oper folgt ihm in die gedehntesten Tempi und pl�tzlichen,
wie unvermittelt hysterischen Ausbr�che, kaum gibt es mal einen Verspieler...
und was das Blech ge�bt haben muss! Das polyphone Gewebe, das wagnersche
Dr�uen ("Das bin ja i c h"), der ganze Revuekitsch der Zwanziger Jahre,
das gute Pathos der wie unvermittelten Erkenntnis am Ende - kurz: der
beeindruckende und unterdessen vollkommen zeitgem��e Synkretismus dieser
Oper wird leuchtender Klang - da m�gen seiner Ver�chter von Eklektizismus
reden, bis sie Lippenfussel spucken. (anh)
Musik |
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Gesang |
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Regie |
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Bühne |
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