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DER ROSENKAVALIER
(Richard Strauss)
25. November 2004


Aalto-Theater Essen



Foto: © Matthias Jung



Von Zombies, Zwergen und Marionetten

Fast mit seinen eigenen H�nden scheint Stefan Soltesz vom Pult aus die Musik zu formen und gut formt er sie. Grandios geradezu bew�ltigen die Essener Philharmoniker den straussschen Parforceritt zwischen zuckers��en Walzerkl�ngen und dem dunklen Nachhall der Salome.

Ihnen voran ein Gesangsensemble, welches seine Rollen mit dem Herzen sucht und mit der Stimme findet. Zu denen, die gefunden haben geh�rt Martina Serafin als Feldmarschallin. Gesang und Schauspiel verschmelzen bei ihr zu einer untrennbaren Einheit. In jeden Ton legt sie Gef�hl, Anmut, Energie und wei� doch im rechten Augenblick Zur�ckhaltung zu �ben. Auch die Nebenrollen der drei adeligen Weisen und des S�ngers (Thomas Piffka) suchen nicht, sie finden. Sie legen so viel Ausdruck und St�rke in ihre Partien, dass die Ensembleleistung auch an den R�ndern die n�tige Sch�rfe aufweist.

Zu denen, die nur kurz suchen, dann aber wahrste Sch�tze aus ihrem Innern bergen, geh�rt Claudia Mahnke als Octavian. Schauspielerisch von der Regie (Anselm Weber) alleine gelassen, wei� sie zu Anfang den J�ngling nicht recht zu mimen; fast schon hat man Angst, sie k�nnte unbeabsichtigt vor die Kulissen sto�en. Darunter leidet auch ihr Gesang, der jedoch schnell zu sich selber findet, bis er den zweiten Akt mit einer solchen Intensit�t er�ffnet, dass es einen erschaudern mag. Hierin stimmt Rachel Harnisch als Sophie mit ein, welche von Anbeginn mit Grazie und Leichtigkeit den Bogen zwischen der Angst der Zwangsverm�hlten und der Spannung der ersten Liebe schl�gt.

Leider aber kommentiert die Regie gerade diese Szene - die erste Begegnung zwischen Octavian und Sophie - mit einem Hintergrundpersonal bestehend aus einer Art Roter Funken in Unterw�sche. Warum man gerade dieser, an Intensit�t kaum zu �bertreffenden Passage derartiges antut, wird wohl f�r immer im B�hnendunkel bleiben. Auch warum st�ndig - ja sprechen wir es ruhig aus: Zombies - den Ochs begleiten m�ssen, bleibt fraglich.

Und dieser Ochs �berhaupt - die Regie erspart Franz Hawlata in der Tat nichts. Frei von jeglichen Zwischent�nen gibt er eine plumpe Mischung aus verschwitztem Mr. Bean und alkoholisiertem Lustgreis ab. Kein Wunder, dass er gesanglich, insbesondere im ersten Akt, stets ein erfolglos Suchender bleibt, obwohl er - und dies klingt an - doch so viel mehr zu bieten h�tte. Einfacher erschlie�t sich der als Modelpuppen der zwanziger Jahre kost�mierte Opernchor; die Handlung spielt in einem Museum und endet folgerichtig anstatt in einer Spelunke im Museumskeller. Aber: m�ssen die Modelpuppen als Pagen wirklich derartig albern herumh�pfen? M�ssen sie heinzelm�nnchengleich Kulissen verschieben? Und muss vor der Ouvert�re auch noch l�hmend langsam eine japanische Reisegruppe fotografierend durch das Museum gef�hrt werden, damit es wirklich jeder begreift?

Das wie immer begeisterungsf�hige und kenntnisreiche Essener Publikum ertr�gt indes auch dies in Vorfreude auf das Kommende mit Fassung. Nichts desto trotz schafft aber gerade auch die B�hne von Thomas Drei�igacker den Raum f�r die wirklich starken Momente der Inszenierung. Erst im riesigen - bis auf die bewegliche Bettlandschaft leeren - Schlafzimmer k�nnen die Figuren ganz am Ende zur Ruhe und zueinander finden. Erst Sophies Fluch auf die freistehende Holzleiter legt ihre ausweglose Einsamkeit, aus der nur Octavian sie retten kann, schonungslos offen. Viel mehr als ein Ochs, von dem man ab dem ersten Auftritt wei�, was zu erwaten ist. Hier erst steht er im wahrsten Sinne des Wortes vor dem Berge. (ap)


Karten unter (0201) 81 22 200

 

POINTS OF HONOR

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


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