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L'ENFANT ET LES SORTILEGES
(Maurice Ravel)
27. November 2004


Bayerische Theaterakademie
(Reaktorhalle)






Wenn der Sessel zur�ckschl�gt

Das kennt eigentlich jeder aus seiner Kindheit: Man sollte etwas tun, auf das man absolut keine Lust hatte. Man weinte, tobte und aus Wut zerst�rte man versehentlich etwas Geliebtes, das unwiederbringlich zu Bruch ging. Da war der Kummer gro� und man selbst um die Erfahrung reicher, dass sich im Leben nicht alles wieder reparieren l�sst. Und gleichsam mit dieser Erkenntnis verlor man noch etwas: Einen Teil der kindlichen Unschuld.

So ergeht es auch dem Kind in der musikalischen Fantasie "L'enfant et les sortil�ges" von Maurice Ravel. Es ist unartig, will seine Hausaufgaben nicht machen und drangsaliert daf�r seine Umwelt. Das Mobiliar muss die Wut des Kindes �ber sich ergehen lassen, genauso wie die Pflanzen und Haustiere. Doch dann passiert etwas: Die Mutter bestraft das Kind, indem es alleine zuhause bleiben muss, und pl�tzlich wird es selbst zum Opfer. Die gequ�lten Gegenst�nde und Lebewesen rebellieren und konfrontieren das Kind schonungslos mit seinen Taten.

Dieses St�ck ging Charlotte van Kerckhoven so nahe, dass sie es unbedingt selbst inszenieren wollte. Also ergriff die Regiestudentin der Bayerischen Theaterakademie die Initiative und versuchte Mitstreiter f�r dieses Projekt zu gewinnen. Schlie�lich schaffte sie es, ein Produktionsteam aus Studierenden der Theaterakademie und der Musikhochschule zusammenzubringen um diese kurze, jedoch anspruchsvolle Oper zu verwirklichen. Nach einer intensiven sechsw�chigen Probenphase war es endlich soweit. Eine gro�e Zuschauerschar str�mte in die Reaktorhalle und wurde schon w�hrend des Einlasses mit einem pantomimischen Schauspiel auf das Werk eingestimmt.

Zwei �bereinander liegende Balkonb�hnen und eine gr��ere, ebenerdige Spielfl�che bildeten den Schauplatz des Spektakels. Die eigentlich triste Beton- und Stahlkonstruktion des Raumes war von der B�hnenbildstudentin Anne Br�gel in ein �berdimensionales, buntes Puppenhaus verwandelt worden, wo die phantasievoll kost�mierten Darsteller bereits herumtollten. Verbunden durch ein Feuerleitersystem konnten die S�nger in teilweise akrobatischen Aktionen von einer Ebene zur anderen wechseln. Da wurde einem schon fast schwindelig beim Zuschauen, doch das junge B�hnenteam zeigte sich angstfrei, voll Einsatz und Spielfreude. Man merkte, dass Charlotte Van Kerckhoven hier ganze Arbeit geleistet hatte, denn von gewohnten S�ngerattit�den war nichts zu sehen. Trotz aller Dramatik blieb der Charme des Nat�rlichen immer erhalten.

Susanne Steinle in der Titelpartie stach hierbei besonders hervor und ging in ihrer Rolle als ungeb�rdiges Kind vollst�ndig auf. Gesanglich blieben keine W�nsche offen und man freute sich an ihrem vielfarbigen Mezzosopran. Alle anderen S�nger waren in jeweils zwei bis drei Rollen zu sehen und bildeten ein ausgeglichenes Ensemble.

Die musikalische Leitung und Einstudierung hatte Oriol Cruixent �bernommen. Der junge Dirigierstudent der Musikhochschule meisterte das Zusammenspiel von Orchester und S�ngern erstaunlich sicher. Bemerkenswert, denn der Aufbau dieser ungew�hnlichen Spielst�tte bot kaum Sichtkontakt. Das von ihm geleitete Instrumentalensemble der Musikhochschule holte das M�glichste aus der reduzierten Orchesterfassung f�r Klavier, Fl�te, Cello und Schlagzeug heraus.

Mit dem Gedanken: "Ach schade, schon vorbei", endete nach einer kurzweiligen Stunde dieser Opernabend. Anhaltender Applaus belohnte alle Mitwirkenden f�r ihre Leistungen. (ecd)

 

POINTS OF HONOR

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


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