MACBETH
(Giuseppe Verdi)
21. September 2003
Oper Bonn
Macbeth als grausame Poligroteske
Als Saisonauftakt und als Einstieg der neuen Intendanz unter Klaus Weis,
hat die Bonner Oper Verdis Macbeth auf die B�hne gebracht. Und dieser Macbeth
hat es in sich. Die Regisseurin Vera Nemirova erz�hlt die Geschichte des
unaufhaltsamen Aufstiegs eines Feldherrn als grausige Politsatire, bei der
politischer Machthunger und sensationsorientierter Journalismus eine unheilvolle
Liaison dang�reuse eingehen.
Die treibenden Kr�fte dieser Inszenierung sind die Hexen und die Figur der
Lady, deren jeweiliges Kalk�l Macbeth hilflos ausgeliefert ist. Die Hexen
zeigt Nemirova als sensationsl�sterne Journalistinnen, die sich wie die
Geier auf alles st�rzen, was sich auch nur in irgendeiner Form medienwirksam
vermarkten l�sst und kleidet die ver�ffentlichende Meinung in schwarze Chanel-Kost�mchen.
Die Lady selbst wird von Anfang an als eine machthungrige, skrupellose Figur
geschildert, die auch vor K�nigsmorden nicht zur�ckschreckt. Macbeth wird
im Verlauf der Oper zum Werkzeug dieser beiden Parteien und stellt mit nicht
enden wollenden Schl�chtereien sowohl den Machthunger der Lady, als auch
die Sensationsgier der Hexen zufrieden und wird selbst am Ende zum Opfer
seiner eigenen Politik.
Vera Nemirova findet f�r ihre Inszenierung pr�gnante, stimmige, frappierende
und eing�ngige Bilder, die gerade durch ihre komisch-satirischen Elemente
der Auff�hrung eine ganz besondere Sch�rfe verleihen. Das zeigt sich besonders
bei den gro�en Ch�ren: wurden die Hexen im ersten Akt als Journalistinnen
ausstaffiert, so sieht man sie im 3. Akt eine Pyjamaparty mit anschlie�ender
gemeinschaftlicher Abendgymnastik. Schlie�lich muss Frau ja fit bleiben,
besonders als Journalist(innen)-Hexe... Auch der Chor der Verschw�rer aus
dem 2. Akt bekommt gerade durch seine groteske Verfremdung (die Herren tragen
rote Luftballons in der Hand und Clownsnasen im Gesicht) eine ganz neue
Gef�hrlichkeit. Wenn es darum geht die kleinen Trag�dien am Rande des Krieges
zu schildern, die nicht f�r die Titelseiten der Boulevardbl�tter geeignet
sind, findet sie eindringliche und zu Herzen gehende Bilder.
Musikalisch hinterlie� die Produktion einen hervorragenden Eindruck: trotz
einiger Patzer zeigte sich das Beethoven Orchester von seiner besten Seite
und pr�sentierte unter dem neuen GMD Roman Kofman einen klangsch�nen und
stringenten Macbeth. Ein besonderes Lob muss bei dieser Produktion dem Opern-
und Extrachor (Leitung: Sibylle Wagner) des Theaters ausgesprochen werden.
Szenisch pr�sent, musikalisch pr�zis und von einer au�erordentlichen klanglichen
Noblesse, tragen sie gro�en Anteil am hohen musikalischen Niveau der Vorstellung.
Auch die Solisten sind hervorragend: Iano Tamar gestaltet eine au�erordentlich
leidenschaftliche Lady Macbeth. Mit dunklem Timbre, sicherer H�he, musikalischem
Raffinement und gro�er Linie gibt sie der Figur Charakter und wird so zur
treibenden Kraft der gesamten Oper. Peter Danailov beherrscht die Partie
des Macbeth souver�n und gestaltet diese mit gro�em Sinn f�r das musikalische
Detail. Auch die anderen Partien sind dem Niveau der Vorstellungen entsprechend
besetzt. (tk)
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