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ENOCH ARDEN
(Richard Strauss)
10. Juni 2002

Deutsche Oper am Rhein
(Duisburg)


MELODRAMATISCH
Musikologisch ist unter einem Melodram die Verbindung von gesprochenem Wort mit Musik zu verstehen; umgangssprachlich wird damit intensive Gef�hlsseligkeit bezeichnet. Enoch Arden erf�llt beide semantische Anforderungen, und die Pr�sentation im Duisburger Opern-Foyer wird sowohl der elementaren Gef�hlswelt Tennysons gerecht als auch der Klavier-Komposition Strauss': Ob "Gef�hlsschund" (Strauss) oder nicht - Wolf-Michael Storz (Klavier) und Peter-Nikolaus Kante (Rezitation) beweisen ihre k�nstlerische Klasse, verweigern sich der archetypischen Gef�hlsstimulation nicht (wie schon Gert Westphal in seiner Referenz-Interpretaion keine Angst vor gef�hligem Pathos zeigte). Allerdings forciert Storz das Klavierspiel ein wenig zu heftig, in der Lautst�rke-Konkurrenz hat es der Rezitator bisweilen schwer, sich mit dem Tennyson-Text zu behaupten.

Alles in allem: Neunzig Minuten individuelles Beziehungsdrama, menschliche Existenzn�te und Irritationen der Gef�hle, festgemacht an einem zeitgen�ssischen Text voller Verweise auf die Topoi des romantischen 19. Jahrhunderts (Robinson, Fischer-Elend, kleinb�rgerliche Zw�nge, bedr�ngende und sch�tzende Religiosit�t, Sehnsucht nach Bildung, Hoffnung auf spirituelle Erl�sung) - die quasi als Echo ein aufnahmebereites Publikum beeindrucken.

Heftiger Applaus des intimen Auditoriums - der Oper am Rhein fehlt offenbar eine animierende Kommunikationsstrategie, um exzeptionelle Angebote zu popularisieren! (frs)

 

 


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