LOHENGRIN
(Richard Wagner)
6. Juli 2002 (Premiere)
Theater Hagen
CHRISTUS!
"Gott lass mich weise sein!", das "Gottesgericht",
das dominierende Kreuz, der Portalvorhang mit dem Altarbild von St. Sebaldus
in N�rnberg, Elsas Ruf nach dem All-Erbarmer: Hagens "Lohengrin" wird zur
emphatischen R�ckbesinnung auf christliche Erl�sungsvorstellungen. Rainer
Friedemann inszeniert eine bedrohliche Gesellschaft, beherrscht von dunklen
M�chten; der utopische Lohengrin scheitert, erst der Verweis auf die dritte,
h�here Macht Christus bringt Erl�sung.
�sthetisch ger�t die Hagener Inszenierung h�chst eindrucksvoll: der dunklen,
gewaltt�tigen Welt Telramunds und Ortruds stehen die Massen indifferenter
Angepasster gegen�ber, dar�ber der zweifelnd-suchende K�nig, abgehoben der
unirdische Lohengin, Elsa als Frieden suchende Identifikationsfigur. Walter
Perdacher baut daf�r eine schr�ge, bewegliche b�hnenf�llende Scheibe mit
b�hnenhohen halbrunden Segmenten, die gen�gend Raum f�r Auftritte von Chor
und Solisten bieten. Das alles geschieht im blauen Licht, wie es schon Wieland
Wagner pr�ferierte, um mystische Stimmungen zu evozieren.
Georg Fritzsch begleitet das Menscheitsdrama mit dem klangsicheren Philharmonischen
Orchester Hagen voller Verve, kostet lyrische Passagen im Streicherpiano
aus, scheut aber auch nicht vor brausenden Crescendi zur�ck - zwar kein
"neues" Wagner-Verst�ndnis, aber musikalisch perfekt!
Die B�sen sind die Stars des Abends. Mit Hermine May singt in Hagen eine
Mezzosopranistin mit selten geh�rter vokaler Spannbreite, wunderbar geschmeidig,
klangsch�n, voller Leidenschaft. Dem kraftvollen Bariton Johannes von Duisburgs
fehlt ein wenig "Kultur", um zu den ganz Gro�en zu werden, sein Telramund
vermittelt archaische Urgewalt. Die Elsa Dagmar Hesses l�sst mit ihrem fundierten
Sopran alle Zweifel und Hoffnungen der bedr�ngten Frau intensiv h�rbar werden.
Mehrzad Montazeris Lohengrin trifft den Wagner-Ton im Timbre perfekt, doch
fehlen die letzten Elemente von Volumen und Geschmeidigkeit: durchaus klangsch�n-lyrisch,
h�hensicher - und eine brillante Erscheinung! - aber ohne letzte Durchschlagskraft.
Jae Jun Lee als Heinrich und Bernd Valentin als Heerrufer best�tigen mit
kompetenter Performance den guten Standard des Hagener Theaters.
Was �berrascht: das sperrig-konventionsorientierte Hagener Publikum steigert
sich zu zehn Minuten standing ovations! Begeisterung pur in einem sonst
eher dumpf konsumierenden Haus: Intendant Friedemann hat offenbar den (verborgenen)
Nerv getroffen! (frs)
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