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CELAN
(Peter Ruzicka)
3. April 2004 (Premiere)

Oper Köln



Missverständnis

"Celan ist keine szenische Biographie" (Peter Ruzicka) - und Gottfried Pilz hat in einer Mainz/Darmst�dter Produktion das �berw�ltigende Leiden des Holocaust als unfassbares Verbrechen an den Juden ersch�tternd vermittelt.

G�nter Kr�mer reduziert diese historische Trag�die auf die Leidensgeschichte des gepeinigten Celan - ohne die Ursachen seiner existentiellen Schmerzen als Passion der Juden mitzuleiden. Das tief-dr�ngende "Jerusalem" erscheint als Choral f�r gemischten Chor, nach Stop-Trick-Verfahren Hin und Her der undefinierten Ch�re ger�t zu einem aussagelosen Arrangement von Frauen in schwarzen Kost�men und M�nnern in grauen Dreiteilern (Kost�me Falk Bauer). Die inhaltlich hilflose Ambivalenz von k�rperlicher Hektik und konzertanter Disziplin verweigert sich der emotionalen Totalit�t.

Ulrich Schulz bietet eine leere B�hne, ganz in Schwarz, drei S�ulen mit aufsteigender orangefarbener Schrift "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland", das epochale Gedicht Celans, stoppt den Textfluss f�r eine Stunde mit den Worten "AUS DEUTSCHLAND"; ohne diesen - historisch zwingenden - Zusammenhang plausibel zu belegen.

Das formidable G�rzenich-Orchester K�ln leistet unter Peter Ruzickas authentischem Dirigat Au�erordentliches: Schlagzeug in h�chster Intensit�t, abgr�ndige Emotionen in den fulminanten Streicherpassagen, h�mmernde Cluster artikulieren Seelenkr�fte extremster Anspannung, verweigert sich der individuellen Tragik, verweist auf epochale Br�che und mobilisiert existentielle Bedrohungen.

Die Solisten verm�gen diesen Eruptionen aufw�hlende Stimmen zu verleihen - im 20k�pfigen Ensemble ragen Thomas Mohr als Celan, Patricia Roach als eine Frau, Banu B�ke als Hilde besonders hervor.

Schockierend: das K�lner Opernhaus ist zur Premiere nicht voll besetzt, zur H�lfte noch von Nicht-K�lnern, alle paar Minuten verlassen (weshalb auch immer) genervte Zuschauer das Auditorium, und so ein offenbar armseliges K�ln will "Kulturhauptstadt Europas" werden - da kann man nur sagen: Gott bewahre! (frs)


Karten unter (0221) 221 28 400

 

 


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