DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG
(Richard Wagner)
30. Juli 2002 ("Premiere")
Gastspiel der
Deutschen Oper am Rhein
Savonlinna Opernfestival
BIEDERSINN
Hans Tschammer als Sachs und Hans-Peter
K�nig als Pogner: enorme Stimmkraft und unwiderstehliche Ausstrahlung. Stefan
Heidemann als Stolzing: um darstellerische Akzente bem�ht, stimmlich flexibel
(fast) bis zur Selbstverleugnung. Carol Wilsons Eva: eher schnippisch, aber
gef�hlvoll-eindringlich in allen Lagen. Jeffrey Dowds Stolzing: leicht orientierungslos
auf der gro�en Spielfl�che, eine sympathische Figur, leider - wie so oft
- ohne den schlie�endlichen triumphalen Durchbruch zum "Heldentenor". Das
gesamte Ensemble: durchg�ngig auf gutem Niveau, allerdings ohne Glanzlichter.
Der Chor (verst�rkt durch den Savonlinna-Chor): gewaltig brausend, durchaus
auch darstellerisch aktiv.
John Fiore l�sst mit den in der Tat in allen Instrumentengruppen hochmotivierten,
spielfreudigen und exzellent musizierenden D�sseldorfer Symphonikern einen
sehr sensibel differenzierten Wagner erklingen - vermeidet pausenloses Forcieren,
erzeugt einen wunderbar schwebenden Klang! Soweit legt die Deutsche Oper
am Rhein Ehre ein!
Die Regie von Heinz Lukas-Kindermann dagegen ist wie sie ist; bieder, altmodisch,
vorhersehbar im Hin und Her, ohne zwingende Charakteristiken - auf der �berdimensional
breiten B�hne wirkt das allerdings weniger hausbacken als auf den D�sseldorf/Duisburger
B�hnen.
Das gilt auch f�r die angestaubte B�hnenarchitektur G�nther Schneider-Siemssens:
verteilt auf die weite Fl�che kann sich der scheinbare Eindruck gezielt
eingesetzter Requisiten als Metaphern einstellen. Um allerdings zu erkl�ren,
weshalb vor einem realen Burg-Gem�uer das Gem�lde eines Kirchen-Gem�uers
h�ngt, bedarf es wohl kniffligster Interpretationsbem�hungen. Die Kost�me:
mittelalterlich d�ster, aufwendig, Biedersinn verbreitend, ohne dramatischen
thrill.
Die Deutsche Oper am Rhein pr�sentiert das deutsche Musiktheater so, wie
es sich vor zwanzig Jahren darstellte (und wird das in Savonlinna mit der
Otto-Schenk-Inszenierung des "Rosenkavaliers" fortsetzen). Welch verpasste
Chance!
Das Savonllinna-Publikum - darunter mehr Deutsche, Schweizer und �sterreicher
als �blich - schaut geduldig, lauscht gespannt und applaudiert emphatisch.
(frs)
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