Mit Mozarts "Don Giovanni" wurde im
Recklinghausener Festspielhaus eine der ganz wenigen Neuinszenierungen der
ersten Ruhrtriennale-Saison gezeigt. Regisseur Klaus Michael Gr�ber setzt
hierbei auf eine weitgehend distanzierende Darstellung von da Pontes Don
Juan-Handlung. Eindeutigstes Indiz hierf�r: eine mysteri�se Person ("der
Fremde"), die in Geheimagenten-Manier von Zeit zu Zeit immer wieder am Rande
des B�hnengeschehens auftaucht. Dazu entwirft Eduardo Arroyo ein B�hnenbild,
dessen einzelne Elmente zwar ihre �berdimensionalit�t eint, doch letztlich
bewusst zusammenhanglos verteilt sind, in einem "freien Raum", wie Arroyo
selbst sagt. Die schwache Personenf�hrung kann hingegen kaum mit dem Regie-Konzept
der Distanzierung gerechtfertigt werden, zu starr wirken die Figuren, zumal
wenn Gr�ber die S�nger immer wieder an der Rampe agieren l�sst. Insgesamt
kann die Inszenierung nicht so recht �berzeugen. Und ganz am Rande: Warum
werden die Rezitative auf der einen Seite als gesprochene Dialoge engagiert
vorgetragen, wenn auf der anderen Seite die fehlende �bertitelungsanlage
eine entsprechende Nachvollziehbarkeit beim Publikum unm�glich macht?
Ein Gl�cksgriff ist hingegen das Mahler Chamber Orchestra unter der Leitung
von Hans Zender, der sehr feinf�hlig, mit historischer Auff�hrungsweise
(Streicher ohne Vibrato), die Mozart-typischen Strukturen herausarbeitet.
Das eher gem�chliche Tempo ist allerdings Geschmackssache.
Gro�e Klasse bietet das S�nger-Ensemble. St�phane Degout ist ein zwar zur�ckhaltender,
daf�r aber sehr ausdrucksstarker Don Giovanni; kraftvoll und erfrischend
Jos� Fardilhas Leporello. Durchweg �berzeugend auch die Sopran-Stimmen von
Maria Bayo (Donna Anna), Maria Fontosh (Zerlina) und (herausragend!) Catherine
Naglestad (Donna Elvira). Toby Spence bietet einen stimmlich sehr sch�nen,
aber leicht zur�ckhaltenden Don Ottavio, was nicht immer zu dessen jugendlich
st�rmischen Auftritten passen mag. Tadellos schlie�lich auch Markus Butter
als Masetto und Anatoli Kotscherga als Komtur.
Das mit hoher Prominenz (Ministerpr�sident Wolfgang Clement u.a.) besetzte
Premieren-Publikum honorierte die erstklassige Ensemble-Leistung mit Beifallsst�rmen.
Gr�bers Regie wurde aber auch mit zahlreichen Missfallensbekundungen bedacht.
(cd)
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