DAS PUBLIKUM GEWONNEN
-
die erste RuhrTriennale ist zu Ende
Von Christoph Dittmann
12.08.2004
alle Berichte zur RuhrTriennale
|
Mit dem Abschlusskonzert
"L'amour en occident" ist am 24. Juli die erste RuhrTriennale
zu Ende gegangen. Intendant Gerard Mortier wechselt als Opernchef
nach Paris und gibt den Stab an den Schauspieldirektor der
Salzburger Festspiele J�rgen Flimm weiter.
Und trotz einiger immer wieder sich zu Wort meldender kritischer
Stimmen kann Mortier eine bemerkenswerte Bilanz vorweisen,
sowohl aus �konomischer wie auch aus k�nstlerischer Sicht:
Insgesamt kamen 117.000 Besucher zu den 289 Triennale-Veranstaltungen
der Jahre 2002 bis 2004. Die diesj�hrige Spielzeit kann sogar
mit einer Zuschauer-Auslastung von 87 Prozent aufwarten. Gerade
die Veranstaltungen in der grandios aufgem�belten Jahrhunderthalle
waren so gut wie alle ausverkauft.
Noch h�her aber ist der k�nstlerische Erfolg des Festivals
zu bewerten. Mortier hat geschafft, was anfangs von vielen
skeptisch betrachtet wurde - dem heterogenen Publikum des
Ruhrgebiets nicht nur triviale Schonkost zu servieren, sondern
mit anspruchsvollen Auff�hrungen "die Gef�hle der Menschen
zu sensibilisieren". Weder Paul Claudels sieben Stunden dauerndes
Drama "Der Seidene Schuh" noch Racines "Ph�dre" in franz�sischer
Sprache konnte das Publikum abschrecken. Im Gegenteil: Man
lie� sich auf die au�ergew�hnlichen Produktionen ein, blickte
gespannt-erwartungsvoll auf das Geschehen.
Mit den im vergangenen Jahr zentralen "Kreationen" schuf Mortier
eine musiktheatralische Form der Zukunft: "Wolf", "Sentimenten"
oder "Begehren" sprengen Genregrenzen, verbinden Musik, Theater
und Tanz, um neue Ausdrucksformen zu finden.
Gerard Mortier hat nie behauptet, von Anfang an alles richtig
gemacht zu haben. Er war schnell bereit, seine vorher herrschenden
Ansichten von der Region und den dort lebenden Menschen zu
revidieren. Und er hat sich um sein Publikum pers�nlich (!)
gek�mmert, hat Gespr�che gef�hrt, hat Besuchergruppen per
Bahnfahrt zu den Spielorten begleitet, war selbst bei vielen
Auff�hrungen anwesend.
Klar, die RuhrTriennale war und ist mit einem nicht geringen
finanziellen Kraftakt des Landes verbunden; das Festival wird
daher immer in Frage stehen. Doch das Ergebnis ist au�ergew�hnlich
und kann vielleicht einige Skeptiker eines besseren belehren.
Druckversion
|