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Auflösung des Münchener
Rundfunkorchesters: Gruberova bittet Stoiber um Hilfe
Das Münchener Rundfunkorchester soll zum Sommer 2006 aufgelöst
werden. Intendant Thomas Gruber sah sich zu dieser Entscheidung gezwungen,
da ein Fehlbetrag von 54 Millionen Euro in den nächsten vier Jahren
die Aufrechterhaltung des Orchesters unmöglich mache.
Besorgt über diese Entwicklung, wendet sich die die prominente Belcanto-Sängerin
Edita Gruberova in einem offenen Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten
Edmund Stoiber:
München, 19.11.2004
"Sehr geehrter Herr Ministerpr�sident!
In gro�er Sorge wende ich mich an Sie, in der causa "M�nchner Rundfunkorchester"
im Speziellen, sowie "Kultur in Bayern und Deutschland" im Allgemeinen,
ihre pers�nliche Hilfe bei der Z�hmung gewisser Sparw�teriche zu erbitten,
die durch ihre Kunst- und Kultur-Zerschmetteraktionen die deutsche Nation
in bessere Zukunft zu f�hren glauben.
Seit nunmehr drei�ig Jahren sch�tze ich mich gl�cklich, in Deutschland,
speziell in Bayern - an der M�nchner Staatsoper und mit dem M�nchner Rundfunkorchester
- zu arbeiten, Publikum zu gewinnen und zu begeistern, und dabei Werte
aufzubauen, die mir durch nichts und niemanden zu zerst�ren m�glich schienen.
Durch die brutale Entscheidung des BR-Intendanten, Herrn Thomas Gruber,
das M�nchner Rundfunkorchester einfach aufzul�sen, bekomme auch ich das
schmerzhafte Gef�hl, durch "Kunst-Amputation" mitleidslos an die Kante
eines drohend-tiefen Abgrunds gesto�en zu werden. Denn es ist eben ausschlie�lich
die Kultur, die zum Atmen einer Nation unentbehrlich ist, und die deren
geistiges Fortleben sichert. Wie anders w�re das Erbe eines Mozart oder
Richard Strauss (den der liebe Gott uns dankenswerter Weise nach Bayern
gesetzt hat!) zu bewahren und zu pflegen als mit Institutionen, wie es
ein Orchester ist?! Im Namen aller K�nstler und zum Wohlergehen der Menschheit
wollen und k�nnen wir daher nicht zulassen, da� die letzte uns verbliebene
Bastion - die Kunst - auch nur im Geringsten in Frage gestellt wird!
"Die K�nste fliehen vor den Barbaren in den Olymp" - dieser Titel eines
alten Kupferstichs hat mich vor ein paar Tagen wieder einmal nachdenklich
gemacht - wollen wir sie, die K�nste, nicht lieber als einen g�ttlichen
Abglanz auf unserer Erde bannen, da, wo sie seit Jahrtausenden sich entfaltet
haben? Man rechtfertigt die Aufl�sung einer kulturellen Institution allen
Ernstes mit "Sparma�nahmen"!? Es werden in Bayern doch auch nicht die
Kirchen niedergerissen, nur weil sie von den Gl�ubigen nicht immer ausreichend
besucht werden!
Was ist denn der Grund, da� die heutige Jugend sich immer weniger mit
den �berlieferten Werten befa�t? Etwa weil sie, die Jugend, so "schlecht"
ist? Oder vielleicht, weil die Verantwortlichen den Bildungsauftrag zunehmend
verk�mmern lassen?! Das M�nchner Rundfunkorchester ist ein hervorragender
Klangk�rper und ein in jahrelanger Aufbauarbeit zu einer wichtigen Institution
herangewachsenes Kollektiv, das gerade in dieser Jugend-Arbeit heute eine
�u�erst wichtige Funktion einnimmt. Ich bitte Sie, sehr geehrter Herr
Ministerpr�sident, daher aufrichtig, jene in die W�ste zu schicken, die
sich erlauben, seine Existenz zu gef�hrden! Als Tr�gerin der wichtigsten
bayerischen Auszeichnungen bin ich Ihrem Lande sehr verbunden, und f�hle
mich mit allen hier wirkenden k�nstlerischen Kr�ften zutiefst solidarisch!
Mit sehr herzlichem Gru�
Ihre Edita Gruberova"
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