. |
||
VOLK UND INDIVIDUUMFelix Eckerle, Musikdramaturg am Mainfranken Theater Würzburg, im Opernnetz-Gespräch: Opernnetz: Wie kennzeichnen Sie das Musiktheater-Profil des Mainfranken Theaters? Felix Eckerle: Wir versuchen, unser Musiktheater-Profil jede Spielzeit durch einen dramaturgischen �berbau zu gestalten. So war es zum Beispiel in der vergangenen Spielzeit 2001/02 das Land Spanien, welches in seiner historischen, politischen und k�nstlerischen Gestalt den roten Faden des musikalischen Hauptspielplans abgab. Opern wie "Der Barbier von Sevilla" (G. Rossini), "Fidelio" (L. v. Beethoven), "Don Caro" (G. Verdi) und "Carmen" (G. Bizet), dazu das Musical "Der Mann von La Mancha" (M. Leigh) gaben dem Publikum durchaus Gelegenheit, eine musikdramatische Umsetzung des Landes Spanien in den unterschiedlichsten Werken bzw. Produktionen zu erleben. Dabei geht es nicht um die Frage, was an diesen St�cken "spanisch" ist (die Aufsp�rung des musikalischen Kolorits sozusagen), sondern wie das Land Spanien jeweils von Textdichter und Komponist in den Opernstoff und die Handlung einbezogen wird. Opernnetz: Und welches Thema wird in der kommenden Spielzeit aufgegriffen? Eckerle: In der kommenden Spielzeit hei�t unser Thema: Volk und Individuum. Unter diesem zentralen Aspekt werden die Musiktheaterauff�hrungen von "Nabucco" (G. Verdi), "Tilman Riemenschneider" (C. v. Paszthory), "Les Mis�rables" (C.-M. Sch�nberg), "Martha" (F. v. Flotow) und "Idomeneo" (W. A. Mozart) stehen. Jede Spielzeit erh�lt also nach M�glichkeit ihre eigene Dramaturgie unter den verschiedensten zum Teil auch aktuellen Aspekten, wie zum Beispiel das Theater-Jubil�umsjahr 2004 (200 Jahre W�rzburger Theater). Opernnetz: Welche Rolle spielt bei dem angesprochenen Profil das "moderne" Musiktheater? Eckerle: Das "moderne" Musiktheater wird nach M�glichkeit in einen Spielplan fest einbezogen, wobei das Einspielen des Theateretats durch ein gut besetztes und verkauftes Haus oberste Priorit�t hat. Immerhin hatten wir in einer der vergangenen Spielzeiten ein Werk wie "Der junge Lord" (H. W. Henze) erfolgreich auf dem Spielplan. In der laufenden Saison werden die "Dialogues des Carm�lites" (F. Poulenc) in franz�sischer Sprache auf den Spielplan kommen, und unsere Jubil�umsspielzeit wartet gleich mit mehreren Highlights auf: mit der 1952 in Salzburg uraufgef�hrten Oper "Tilman Riemenscheider" des ungarischen Komponisten Casimir von P�szthory, dem Erfolgsmusical "Les Mis�rables" von Alain Sch�nberg und der brandneuen Oper "Das Verbrechen der Olga Arbelina" von Andr�s Hamary: ein Auftragswerk des Mainfranken Theaters W�rzburg in Koproduktion mit der Hochschule f�r Musik W�rzburg. Damit stehen in unserer Jubil�umsspielzeit gleich drei aktuelle Werke des zeitgen�ssischen Musiktheaters auf dem Spielplan. Opernnetz: Wenn Sie die Tr�gerinstitutionen Ihres Hauses, die Medienaufmerksamkeit und das st�ndige Publikum reflektieren: Ist Ihr Haus als Fokus "regionaler" Kultur" etabliert? Eckerle: Da das Mainfranken Theater W�rzburg im Umkreis von 100 Kilometern das einzige existierende Ensembletheater ist, hat sich der Freistaat Bayern angesichts der Finanzkrise W�rzburgs dazu entschlossen, den Landeszuschuss von 3,5 Millionen Euro auf 5,5 Millionen Euro zu erh�hen. Dies geschieht auch in Anerkennung der in der Vergangenheit erbrachten k�nstlerischen Leistungen des Mainfr�nkischen Musiktheaters. Innerhalb der Vereins zur F�rderung des Mainfranken Theaters hat sich eine Stiftergruppe unter dem Namen "Rosenkavaliere" gebildet, die seit zwei Jahren allj�hrlich den Etat des Theaters aus privaten Spenden massiv unterst�tzen. Ebenso hilfreich arbeitet die Theaterstiftung. Die Medien bringen dem Haus ein immer gr��er werdendes Interesse entgegen. Vor allem die diesj�hrige Spielzeiter�ffnung mit dem "Fliegenden Holl�nder" (R. Wagner) brachte uns eine regional wie vor allem �berregional verst�rkte Aufmerksamkeit entgegen, da die Regie von der Urenkelin des Komponisten Katharina Wagner gef�hrt wurde. Das Publikum, das gro�enteils aus Abonnenten des Stadt- und Landkreises besteht, h�lt uns eine bestimmte Treue und ist sich der Bedeutung unseres Theaters als "Kulturfokus" sicherlich bewusst. Die Rekrutierung neuer Besucherschichten ist uns dennoch ein gro�es Anliegen. Opernnetz: Mit welchen kommunikativen Mitteln versuchen Sie Ihr Publikum in Ihrer Region zu erreichen? Eckerle: Einmal laden wir zu allen Premieren die Pressevertreter und Journalisten der st�dtischen und der Presse des Landkreises ein: wir halten regelm��ig Pressekonferenzen zu Neuinszenierungen und Konzerten ab. Dazu gestalten wir zu den Produktionen im Gro�en Haus sonnt�gliche Matineen, in denen nicht nur �ber die St�cke informiert wird, sondern auch Ausschnitte aus den jeweiligen Werken vorgetragen werden. Diese Veranstaltungen sind �ffentlich. Der Theaterf�rderverein W�rzburg l�dt zus�tzlich jeden Monat zu einem seiner so genannten "Treffpunkte Schauspiel oder Musiktheater" ein, in dem �ber aktuelle Inszenierungen oder Themen diskutiert werden kann. Dazu werden immer Vertreter des Theaters gebeten (Regisseure, Dramaturgen, Schauspieler), dem interessierten Publikum auf Fragen Rede und Antwort zu stehen. Weiterhin bieten wir im Umkreis W�rzburgs Werbeveranstaltungen an, um die schwerer zu erreichenden Publikumskreise immer wieder auf unsere Produktionen aufmerksam zu machen. Weitere Kommunikations-Aktivit�ten sind: Abstecher zu Bespieltheatern, zum Beispiel nach Aschaffenburg oder Schweinfurt; Kontaktpflege zu den Gymnasien und Grundschulen sowie zur W�rzburger Universit�t und der Hochschule f�r Musik W�rzburg (siehe Koproduktion "Das Verbrechen der Olga Arbelina"). An den Domschulseminaren der W�rzburger Di�zese wird geistliche Musiktheater-Dramatik (z.B. "Don Carlo", "Dialogues des Carm�lites") thematisiert. Zu verschiedenen Vereinen und Verb�nden, allen voran zum Richard-Wagner-Verband W�rzburg-Unterfranken und zur Volksb�hne mit ihren Besucherringen pflegt das Theater Kontakt. Au�erhalb des Hauses erklingen Konzerte unseres Orchesters in der Johannis- und der Augustinerkirche; das VHS-Filmforum W�rzburg und das Kinounternehmen CinemaxX veranstalten Parallelproduktionen zu einigen Inszenierungen. Last not least: Das W�rzburger Jazzfestival und das weithin bekannte W�rzburger Afrika-Festival binden uns neuerdings in ihre Veranstaltungen ein. Opernnetz: Spielt die "Konkurrenz" zu "benachbarten" H�usern (N�rnberg, Coburg, Frankfurt, Kassel), die ja relativ weit entfernt sind, eine Rolle? Eckerle: Die benachbarten gro�en St�dte spielen kaum eine Konkurrenzrolle, da sie ihr eigenes Einzugsgebiet haben und nur interessierte einzelne F�lle regelm��ige Kontakte zu diesen H�usern pflegen.
www.opernnetz.de - berichtet, kommentiert und bietet Gelegenheit zum Feedback. Das Internet-Kommunikationsangebot wendet sich an Opern-Fans und Opern-Profis. Im Mittelpunkt: Kontinuierliche Berichte �ber herausragende Opern-Produktionen und den faszinierenden Opern-Alltag. |