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Vielfalt unter schwierigen Bedingungen


Ingo Metzmacher, Künstler. Leiter
Foto: © KASSKARA

M�de und ein wenig niedergeschlagen sah an diesem Donnerstag Mittag der 2005 scheidende Generalmusikdirektor Ingo Metzmacher aus. Vielleicht auch deshalb, weil er den versammelten Journalisten erstmal k�nstlerisch Unerfreuliches zu melden hatte: Statt wie bisher sechs Opern-Neuproduktionen im gro�en Haus wird es zuk�nftig nur noch vier pro Spielzeit geben. Angesichts gestiegener Kosten bei seit 1999 gleich bleibendem Etat m�ssten aber alle Abteilungen sparen, relativierte Metzmacher den schmerzhaften Einschnitt ins Programm. Niemand war �ber diese Verk�ndigung mehr erstaunt - war doch schon lange klar, dass der Hamburger Senat auf absehbare Zeit keinen h�heren Jahresetat f�r die Staatsoper genehmigen werde. Immerhin, die bunte Vielfalt hinsichtlich Werkauswahl sowie engagierter Regisseure und Dirigenten kann trotzdem einigerma�en gewahrt werden.

Auch in der kommenden Spielzeit wird man in Hamburg eine weitere Kooperation des Erfolgsduos Metzmacher/Konwitschny sehen - die beiden werden Bergs Lulu in der zweiaktigen Fassung inklusive einiger Sequenzen aus der Lulu-Suite auf die B�hne bringen. Man entschied sich laut Metzmacher deshalb f�r die zweiaktige Version, weil die geplanten Eingriffe in den dritten Akt Schwierigkeiten mit dem Rechteinhaber ergeben h�tten. Dennoch wird in Hamburg eine Lulu zu h�ren und sehen sein, die es noch nirgendwo vorher so gegeben hat.

Ein besonderes H�ppchen mit unmittelbarem Hamburg-Bezug ist die Barockoper "Der l�cherliche Prinz Jodelet" von Reinhard Keiser. Erstmals war dieser Vorl�ufer der Opera Buffa 1726 in Hamburg zu sehen. Keiser war zu der damaligen Zeit einer der erfolgreichsten Opernkomponisten Deutschlands und schrieb zwischen 1697 und 1734 in Hamburg an die 80 Opern. "Der l�cherliche Prinz Jodelet" gilt als Musterbeispiel einer komischen Oper jener Zeit: Dazu geh�rt auch, dass sich deutscher Text und italienische Bravour-Arien nahtlos aneinander reihen. Die musikalische Leitung �bernimmt hier wie bereits in der diesj�hrigen Poppea-Produktion der Alte Musik-Spezialist Alessandro de Marchi. Regie f�hrt erstmals in Hamburg Uwe Eric Laufenberg.

Eine Wiederbegegnung gibt es auch mit der Regisseurin der Poppea: Karoline Gruber wird sich diesmal Verdis "Nabucco" vornehmen. Die musikalische Leitung �bernimmt hier Ion Marin.

Die vierte und letzte Premiere der Spielzeit 2003/2004 wird schlie�lich Beethovens Fidelio sein. Hier darf man auf jeden Fall gespannt sein, was Hans Neuenfels, der zum ersten Mal in Hamburg inszeniert, aus dem doch etwas bieder-b�rgerlich anmutenden Gattenliebe-Drama herausholt. Dabei wird er mit Ingo Metzmacher kooperieren, der Neuenfels' Arbeiten aus Frankfurt kennt und sch�tzt - gerade auch weil sie meist sehr kontrovers vom Publikum diskutiert werden.

Eine ganze Reihe von interessant besetzten Wiederaufnahmen flankieren dieses Programm: So werden Jos� Cura als Otello und Adrianne Pieczonka als Desdemona zu h�ren sein. Was Intendant Louwrens Langevoort gleich zum Anlass nahm, darauf hinzuweisen, dass man in Hamburg prinzipiell dem Publikum lieber das eigene Ensemble in verschiedenen Rollen pr�sentiere, als nur den st�ndig wechselnden Jetset der internationalen Stimm-Eliten.

Neben dem Programm im gro�en Haus wird auch wieder eine Kinderoper auf Kampnagel aufgef�hrt. Daneben wird es eine eigene Produktion des Opernstudios sowie eine Auff�hrung der von der Staatsoper initiierten Komponistenwerkstatt in der Hochschule f�r Musik und Theater geben. Drei junge Komponisten erhalten hier die M�glichkeit, Teile ihrer musikdramatischen Werke einem Publikum vorzustellen. Die Nachwuchsf�rderung wird also nicht dem Sparzwang geopfert. Lulu wird in der n�chsten Spielzeit auch von der Oper Frankfurt und Fidelio von der Oper in K�ln neu produziert werden. Mit Nabucco setzt man konsequent die Reihe der Verdi-Neuproduktionen fort. Eine erfreuliche �berraschung ist auf jeden Fall die Keiser-Oper, da hier ein wirklich unbekanntes St�ck Barockmusik dem Publikum pr�sentiert wird, dass sich auch deutlich von der einigerma�en gewohnten H�ndel- und Monteverdi-�sthetik unterscheidet.


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