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"Intolleranza" - politisch, nicht vordergründig

Was macht Luigi Nonos "Intolleranza" so wichtig f�r eine Inszenierung?

Zum einen die �berzeitliche Dimension. Zum anderen hat das Werk aber auch viel Konkretes, also historisch verortbare Sachverhalte. In vergangenen Inszenierungen setzte man oft auf eine vordergr�ndige Politisierung dieser Oper. Dabei ist "Intolleranza" zwar politisch, aber eben nicht vordergr�ndig.

Was hei�t das konkret f�r Konwitschnys Regiekonzept?

Konwitschny war es wichtig, die individuellen, emotionalen und gesellschaftlichen Zusammenh�nge deutlich zu machen. "Intolleranza" ist ja in weiten Strecken ein sehr dunkles St�ck und st�tzt somit die kritische Ansicht, dass unsere Gesellschaftsform wie andere vor ihr auch eine Bl�te und vielleicht auch einen Niedergang erlebt.

War die Arbeit mit den Darstellern dementsprechend schwierig?

Im Gegenteil, die Zusammenarbeit war hervorragend. Jeder Darsteller hat etwas von sich selbst, von seiner eigenen Biographie mit in die Inszenierung eingebracht. Das liegt auch daran, dass Konwitschny die Leute sehr stark begeistern kann. Trotzdem glaube ich, dass nicht jeder andere S�nger die einzelnen Szenen so mitgemacht h�tte - man denke nur an die Kissenschlacht, bei der auch viel Blut spritzte.

Kann man dann letztlich von einer absolut problemfreien Probenphase reden?

Einige Schwierigkeiten gab es nat�rlich schon, vor allem mit dem immensen technischen Aufwand. Ich denke da besonders an die Installation der riesigen Leuchtschriftleisten, auf denen nicht nur der Text der Oper, sondern auch Kommentare gezeigt wurden. Selbst in der Generalprobe tauchten noch Probleme auf. Was hingegen wenig Probleme bereitete, war die Unterbrechung der Proben durch die Theaterpause im Sommer. In dieser Zeit ist praktisch nichts von dem Erarbeiteten verloren gegangen, sondern die Inszenierung ist weiter gereift.

Die Premiere fand kurz nach den Terroranschl�gen in den USA statt. Spielte dieses Ereignis f�r die Auff�hrung irgend eine Rolle?

Ja. Die Ereignisse in Amerika konnten an der Inszenierung nicht spurlos vor�bergehen. Die Szene "Einige Absurdit�ten des heutigen Lebens" sollte urspr�nglich die Problematik der Oper als vermeintlichen Luxusgegenstand aufzeigen. Stattdessen lie�en wir die �berschrift weg, die Szene wurde nur noch pantomimisch gespielt. W�hrenddessen lief ein Text mit einer Beschreibung der Ereignisse in den USA mit.

Herr Ulbrich, wie halten Sie pers�nlich von Nonos "Intolleranza"?

Zuerst fiel mir der Zugang zu der Oper schwer. Daher war ich zun�chst ein bisschen skeptisch. Mittlerweile bin ich von "Intolleranza" nicht nur musikalisch begeistert. Man hat ganz neue H�rerlebnisse, was auch zu einem nicht unerheblichen Teil an der vorbildlichen Umsetzung durch Peter Rundel liegt.


Das Gespräch führte Christoph Dittmann.


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