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Fakten zur Aufführung 

EINE KIRCHE DER ANGST VOR DEM FREMDEN IN MIR
(Christoph Schlingensief)
TV-Sendung 2. Mai 2009

3SAT


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Kongenial im TV

Christoph Schlingensiefs Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir elektrisierte bei der Uraufführung im stimulierenden Raum der zur Kultur-Ikone verwandelten Industriearchitektur des Landschaftsparks Duisburg-Nord (Besprechung hier), hatte später unterschiedlich konzipierte Performances im Gorki-Theater Berlin, wird zum Highlight des Theatertreffens Berlin und gastiert beim Holland-Festival in Amsterdam.

Der Kultursender 3Sat präsentiert dieses von Religion, Kunst-Adaption und psychedelischer Traumata durchtränkte Werk – mit seinen schier inkommensurablen ästhetischen Angeboten – als TV-Version.

Und was für unmöglich gehalten wird: Es gelingt! Die existenziellen Bedrängungen, die psychischen Verwirrungen, die gebrochenen Glaubensirritationen des verzweifelt Leidenden werden „medien-adäquat“ vermittelt. Das stimulierende Über-Angebot mit spektakulären Bühnen-Aktionen, eingespielten Filmen von kindlichen Szenen, Fluxus-Aktionen oder mikroskopischen Zell-Kämpfen und intimen Aufnahmen wird zu hochintensiven Fernsehbildern.

Peter Schonhofer führt souverän-adaptierte Fernseh-Regie, arbeitet mit kalkulierten Schnitten, transformiert vielfältiges Bühnengeschehen durch behutsam adäquate Überblendungen, wechselt von Nah zu Fern, integriert die eingespielten Film-Sequenzen mit frappierender Bildschirm-Präsenz - und gibt den eingespielten musikalischen Elementen den faszinierenden Impetus der von außen einbrechenden Emotion. Wagners Grals-Hymnus korrespondiert mit den wirbelnden Bildern und wird zum ästhimierenden Highlight der Inszenierung.

Irritierende Szenen der Uraufführung – Schlingensief im Mittelpunkt des Abendmahls – werden mittels TV-gerechter Einfühlsamkeit zu überzeugend nachdenklich stimmenden Intim-Szenen.

Schonhofers Adaption ist „Fernsehen“, ist aber auch „Kirche der Angst“ – da gibt es keine medial zu begründende Differenzen - da gelingt die kongeniale Transformation!

Großer Dank an die 3Sat-Programmplaner, diese epochale Produktion um 20.15 Uhr ins Wochenend-Programm zu setzen: Die Einschaltdquoten sind abzuwarten - aber mit Sicherheit haben mehr Menschen am Bildschirm mitgelitten als alle Zuschauer in Duisburg, Berlin, Wien und Amsterdam zusammen! Das sollte die 3Sat-Verantwortlichen zu mehr Vertrauen in ihre eigenen Möglichkeiten motivieren! (frs)