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KAMMEROPER EMOTIONAL
Gesualdo, der skandalisierte Renaissance-Komponist, ist der inspirierende
genius f�r Salvatore Sciarrinos Oper: Mord aus Leidenschaft ist das Thema
- musikalisch aufs unkalkulierbare Gef�hl fixiert.
Sabrina H�lzer inszeniert die konversationslastige Dreiecks-"Geschichte"
mit viel Ruhe und intensiver Langsamkeit, zeigt das Liebes- und Todesdrama
eines Tages fast wie in Zeitlupe. Das musikalisch eher "stille" St�ck
beeindruckt durch fast unbekannte Kl�nge, negiert herk�mmliche Instrumenten-Klischees,
erinnert an Messiaens V�gel in St. Francois d'Assise.
R�diger Bohn leitet das kompetente Orchester der Zeitgen�ssischen Oper
Berlin sehr einf�hlsam, betont die reflektierenden Passagen akribisch.
Die B�hne von Etienne Plus zeigt im zur�ckhaltenden Ambiente mit dunklen
Gestalten, die wie Schatten wirken. Emotionale Stimmungen werden durch
das Symbol der Blume und einen schwarzen Mond als Untreue-Metapher charakterisiert.
Die Solisten zelebrieren die emotionale Konversation mit Ankl�ngen an
Gesualdos Madrigal-Kl�nge weich-str�mend. Marta Rosza als Gr�fin und Jonathan
de la Paz Zaens, wundersch�n-musikalisch David Cortiers Countertenor als
emotional kommentierender "Gast".
Nach Sciarrinos "Lohengrin" sollte das Publikum auf die introvertierte
Musik vorbereitet sein, doch gibt es offenbar event-orientierte Touris,
die erst vom Dirigenten R�diger Bohne zu angemessenen Rezeptionsverhalten
ermahnt werden m�ssen. Auf alle F�lle: eine positiv aufgenommene Innovation.
(kst)
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