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Klasse Theaterdonner
John Dews ber�hmte Inszenierung ist nun knapp 16 Jahre alt, und vieles
l�sst einen fast wehm�tig sp�ren, was Geschichtszeit bedeutet. Gottfried
Pilz' B�hnenhochh�user sind gleichsam f�r einen Potsdamer Platz inszeniert,
den es 1988 so noch gar nicht gab; selbstverst�ndlich ist ein B�rsenplatz
wie etwa Frankfurt am Main gemeint, durch den sich die rote Teufelsspur
schwingt. Und insgesamt hat die diese Interpretation durchziehende Kapitalismuskritik
bei aller Spiellust etwas vergeblich Naives.
Dazu kommt, dass gerade bei einer solch sowohl personal als auch b�hnentechnisch
opulenten Auff�hrung vieles nicht mehr funktionieren kann: Darstellerische
Unsicherheiten (auff�llig viele, Best�tigung suchende Blicke zum Dirigenten),
aber auch t�ppische Versehen (man stolpert �ber hinter einer T�r abgestellte
Gl�ser) sind gewiss darauf zur�ckzuf�hren, dass es - schon aus Kostengr�nden,
aber auch aufgrund rein logistischer B�hnenrealit�ten - an Probenzeit
fehlte. Was zudem 1988 modern, vielleicht in einem Opernhaus sensationell
oder schockierend war, ist m�de geworden unterdessen: Ein sich an Rollstuhlfahrern
und Kriegsveteranen auslassender (Teufels-)Spott l�sst keine moralische
Despektion mehr aus ihrem Hocker schie�en.
Andererseits kommt die sehr farbige Inszenierung in ihrem zweiten Teil
dann richtig in Fahrt und steigert sich nicht zuletzt dank der Breakdance-Einlagen
zu einer Art satanisch-temperamentvoller Nostalgie-Revue: Mefistofele
im Friedrichstadt-Palast. Schlie�lich endet der Abend in gro�em, h�llischrotem
Hollywood-Spektakel.
Star der Wiederaufnahme aber ist ganz sicher die Musik. Das ist ja nicht
das Schlechteste, was sich �ber einen Opernabend sagen l�sst. Zwar fehlt
Egilis Silins' ein wenig zu jugendlichem Teufel die laszive Energie Robert
Hales, an dessen h�misches Gel�chter, das er vor acht Jahren in die Erste
Pause hineint�nen lie�, ich mich noch sehr gut erinnere. Doch ersingt
sich sein Mefistofele zunehmend das moralisch sozusagen ambivalente Format,
was der Stimme sofort Pr�senz verleiht: Silins reifte �ber den Abend sp�rbar
in seine Rolle hinein.
Unter Fr�d�ric Chaslins liebevoll und klar gef�hrtem Dirigat lie� ein
extrem gutdisponiertes Orchester keine Tonfarbe aus, und die S�nger verwandelten
Oper in Kintop. Gnadenlos gro�e Gef�hle, gekleidet in allersch�nsten Gesang:
Ausgeliefert, naiv, fast unerotisch anr�hrend-hilflos Kallen Esperians
Margarethe, dazu Ulrike Helzels jungenhafter, verlorener Siebel und Markus
Br�cks moralistisch starrer Bruder. �ber allem aber Giuseppe Filianoti
als Faust: Welch ein lyrischer, welch schwereloser, welch str�mender Tenor!
Da tobte der Beifall ganz zu Recht. Aber warf auf die anderen - ein wenig
zu Unrecht - Schatten. (anh)
Karten unter (0700) 67 37 23 75 46 |
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