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Fakten zur Aufführung 

FAUST
(Charles Gounod)
22. Februar 2004

Deutsche Oper Berlin

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Klasse Theaterdonner

John Dews ber�hmte Inszenierung ist nun knapp 16 Jahre alt, und vieles l�sst einen fast wehm�tig sp�ren, was Geschichtszeit bedeutet. Gottfried Pilz' B�hnenhochh�user sind gleichsam f�r einen Potsdamer Platz inszeniert, den es 1988 so noch gar nicht gab; selbstverst�ndlich ist ein B�rsenplatz wie etwa Frankfurt am Main gemeint, durch den sich die rote Teufelsspur schwingt. Und insgesamt hat die diese Interpretation durchziehende Kapitalismuskritik bei aller Spiellust etwas vergeblich Naives.

Dazu kommt, dass gerade bei einer solch sowohl personal als auch b�hnentechnisch opulenten Auff�hrung vieles nicht mehr funktionieren kann: Darstellerische Unsicherheiten (auff�llig viele, Best�tigung suchende Blicke zum Dirigenten), aber auch t�ppische Versehen (man stolpert �ber hinter einer T�r abgestellte Gl�ser) sind gewiss darauf zur�ckzuf�hren, dass es - schon aus Kostengr�nden, aber auch aufgrund rein logistischer B�hnenrealit�ten - an Probenzeit fehlte. Was zudem 1988 modern, vielleicht in einem Opernhaus sensationell oder schockierend war, ist m�de geworden unterdessen: Ein sich an Rollstuhlfahrern und Kriegsveteranen auslassender (Teufels-)Spott l�sst keine moralische Despektion mehr aus ihrem Hocker schie�en.

Andererseits kommt die sehr farbige Inszenierung in ihrem zweiten Teil dann richtig in Fahrt und steigert sich nicht zuletzt dank der Breakdance-Einlagen zu einer Art satanisch-temperamentvoller Nostalgie-Revue: Mefistofele im Friedrichstadt-Palast. Schlie�lich endet der Abend in gro�em, h�llischrotem Hollywood-Spektakel.

Star der Wiederaufnahme aber ist ganz sicher die Musik. Das ist ja nicht das Schlechteste, was sich �ber einen Opernabend sagen l�sst. Zwar fehlt Egilis Silins' ein wenig zu jugendlichem Teufel die laszive Energie Robert Hales, an dessen h�misches Gel�chter, das er vor acht Jahren in die Erste Pause hineint�nen lie�, ich mich noch sehr gut erinnere. Doch ersingt sich sein Mefistofele zunehmend das moralisch sozusagen ambivalente Format, was der Stimme sofort Pr�senz verleiht: Silins reifte �ber den Abend sp�rbar in seine Rolle hinein.

Unter Fr�d�ric Chaslins liebevoll und klar gef�hrtem Dirigat lie� ein extrem gutdisponiertes Orchester keine Tonfarbe aus, und die S�nger verwandelten Oper in Kintop. Gnadenlos gro�e Gef�hle, gekleidet in allersch�nsten Gesang: Ausgeliefert, naiv, fast unerotisch anr�hrend-hilflos Kallen Esperians Margarethe, dazu Ulrike Helzels jungenhafter, verlorener Siebel und Markus Br�cks moralistisch starrer Bruder. �ber allem aber Giuseppe Filianoti als Faust: Welch ein lyrischer, welch schwereloser, welch str�mender Tenor! Da tobte der Beifall ganz zu Recht. Aber warf auf die anderen - ein wenig zu Unrecht - Schatten. (anh)

Karten unter (0700) 67 37 23 75 46






Fotos: © kranichfoto