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Fakten zur Aufführung 

Kindermusiktheater:
ROTKÄPPCHEN
(Georges Arpeghis)
24. September 2004

Deutsche Oper Berlin

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Anspruch pflanzen

Man dr�ngt sich vor den noch verschlossenen Glast�ren, Lachen, Kinderschwatzen, Rufe, Eltern tuscheln ihren Kindern Geduld zu. Dann geht es endlich hinein, zur Garderobe, aber nun sind die n�chsten T�ren verschlossen, die Hostess spricht �ber Walkie-Talkie. Die K�nstler sind noch nicht fertig, haben sich versp�tet, "Franzosen halt", sagt die Hostess. Und endlich jubelt man die Treppen hinauf ins Foyer, wo die improvisierte B�hne aufgebaut ist.

Direkt vor ihr sind Sitzkissen �ber den Boden verteilt, dahinter der Raum ist f�r die Erwachsenen bestuhlt; doch auch manch ein Kind nimmt scheu lieber dort Platz. Und das Spiel beginnt. Nein, kein Musiktheater, das auf eingefahrenes H�ren setzt, sondern ungebundene Tonalit�t, deutlich mit Dissonanzen spielend, aber stark durchrhythmisiert, so dass die Kinder Handlung, Choreografie und Musik aufeinander beziehen, ja mitschwingen k�nnen.

Schon das ist erstaunlich, wie bereitwillig sie sich auf etwas einlassen, das aus ihren bekannten Welten herausf�llt und f�r das sich auch musikalisch gebildeten H�rern der Zugang oft immer noch verschlie�t: Neue Musik. Zwar Freejazz mehr als Komposition, aber gerade das Improvisierte, Handlungsgeleitete macht sie den Kindern ganz selbstverst�ndlich. Und zwar selbst dann, wenn das M�rchen vom Rotk�ppchen nicht ganz so abl�uft wie bekannt. Georges Arpeghis Bearbeitung bezieht sich n�mlich nicht auf die Gebr�der Grimm, sondern auf die alte franz�sische Fassung des Volksm�rchens.

Dar�ber hinaus wechseln die Musiker, die zugleich Darsteller sind, mithilfe von Masken und Gesten ihre Rollen: Gleichsam gleitet der Wolf durch einen jeden hindurch. Es k�nnen auch schon mal f�nf W�lfe sein, drei Rotk�ppchen. Die Moritat ist eine Moral. Obendrein wird zweisprachig erz�hlt, in Franz�sisch und Deutsch, was die Erz�hlung als Musik-in-sich behandeln l�sst: Wiederholungen, Leitmotive, ein kompliziertes Geflecht, das sich mit Stampfen, Pantomimen, Tanz und Narration vollzieht und zudem die Musizierlust des Ensembles REFLEX wunderbar �bertr�gt.

Etwa 35 der 45 Minuten herrscht in den Kindern durchweg Konzentration, dann erst l�sst sie nach, und eine erste, selbstverst�ndlich ansteckende Unruhe kommt auf. Zwei schon etwas �ltere M�dchen, denen vielleicht nach den Spice Girls ist, beklagen ihre Langeweile, das macht dann halt die Runde. Nicht jeder m�chte anspruchsvoll sein, aber wer die Kinder insgesamt sah, wie sie lachten, und manche klatschten schon mal mit, manche riefen engagiert dazwischen - wer das beobachtet hat, der wei�: Hier wurde ein Anspruch nicht nur gesetzt, sondern gepflanzt. Davon, ach, bitte mehr. (anh)


Karten unter 0700 67 37 23 75 46


Foto: © Detlef Kurth