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Fakten zur Aufführung 

TRISTAN UND ISOLDE
(Richard Wagner)
30. Dezember 2003

Staatsoper Unter den Linden (Berlin)

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Auf Engelsklippen, versunken in den Fittichen

Dies ist die vielleicht intensivste Inszenierung des Tristans, die ich je sah; und ich sah einige.

Auf Hans Schavernochs B�hne ein riesiger Engel, metallgrau, reflektierend, die eine Schwinge erhoben, die andere hinab, in der Ferne einige Dolmen, ein wei�es Lichtband beschlie�t die B�hne. Mehr braucht es nicht, um ergreifend zu zaubern. Zumal anfangs einiges schiefgeht...

- nicht wegen des Vorspiels, das sich der an Carlos Kleiber Orientierte geschmeidiger, ja: m e e r hafter d�chte... aber Quatsch, das ist Beckmesserei, denn Kraft kriegt das Ding unter Barenboim allemal. -

- aber wegen der S�nger, die einerseits zu Anfang nicht glaubhaft machen, der Engel sei nun tats�chlich ein Schiff, schlechter B�hneneinfall, dachte ich, auch wenn mein Begleiter mich in der ersten Pause mahnend darauf hinwies; auch in Romane m�sse sich bisweilen erst eingelesen werden, so etwas m�sse man einem Publikum wohl noch abfordern k�nnen...

- andererseits tremolierten die S�nger in den ersten zwanzig Minuten fast alle aufs schrecklichste, ja die T�ne orgelten wie auf dem Markplatz, man konnte de schwingenden Tons�ulen
s e h e n...

- Pardon, ich �bertreibe... aber nur, um anschaulich zu machen, was d a n n geschah: Also Isolde (Deborah Polaski, Tremolo) reicht Tristan (Christian Franz, i r r e s Tremolo) den Trank, beide trinken endlich, dann sacken sie nebeneinander auf den Sitz, sitzen da an der Seite des Engels und sind v�llig ratlos. Ratlos sehen sie zu Boden. Ratlos beginnen sich ihre H�nde zu bewegen, ratlos - n o c h ratlos - ber�hren sie sich, derweil sich im Orchestergraben ihre Seelen sammeln... meine G�te, und dann kommt dieses "Tristan", dieses "Isolde"... vollkommen gestaltete Anagnorisis... vom Orchester, von den S�ngern, die hier Darsteller sind, vom Dirigenten... und das w i r k l i c h e Wunder: Die Stimmen werden klar.

F�r die Regie sei Harry Kupfer gedankt. Es gibt sehr viel mehr, gibt eine ganze Serie inszenatorischer, auch gesanglicher H�hepunkte, ich mag sie nicht verpetzen. Nur soviel: Der zweite Aufzug, zur H�lfte unter den Fittichen spielend (also wenn man die t�tige Liebe dazunimmt - imagin�re Zeit, nicht wahr?), ist von kaum glaubhafter Innigkeit.

Gehen Sie einfach rein. Aber Sie m�ssen sich sputen: Das Haus war eben nicht grundlos ausverkauft. Nein, nicht weil jeder S�nger immer erste Klasse ist. Nein, nicht weil das Orchester st�ndig macht, was Barenboim will. Nein, nicht weil er immer das Richtige - aber was ist das schon? - will. Sondern weil in dieser Inszenierung ein Tristan g e s c h i e h t. Und wem bei Markes (Ren� Papes) Klage nicht Tr�nen in die Augen steigen, dezent, okay... der darf sich meinethalben gern ... na egal was!

Nur e i n e Bitte am Rande: Qu�lt Andreas Schmidt nie wieder durch die Kurwenal-Partie. Er stellt den Mann ganz wunderbar dar, aber seine Stimme wurde f�r Lieder gemacht, nicht um Schiffe zu stemmen. Unter Schiffen geht sie ein. (anh)






Fotos: © Monika Rittershaus