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Fakten zur Aufführung 

MADAME BUTTERFLY
(Giacomo Puccini)
18. Oktober 2002

Theater Bielefeld

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KARINE BABAJANYAN

Mit gro�er Leidenschaft, den Untergang einer alten Kultur einf�hlsam personalisierend, spielt und singt in Bielefeld Karine Babajanyan eine Butterfly voll herber Melancholie, mit intensiven Tiefen, einer traumhaft melodischen Mittellage und samtweichen H�hen; eine s�nger-darstellerische Performance auf h�chstem Niveau! Wenn Sergio Panajias Pinkerton dagegen darstellerisch unbeholfen bleibt und sein etwas enger Tenor nur in finalen H�hen Emotion vermittelt, so hat das Bielefelder Haus kompetente Interpreten der "kleineren" Rollen aufzubieten: Silvia Hablowetz als zuverl�ssige Suzuki, Raimund Nolte als sonorer Sharpless, Neal Banerjee als hintergrundiger Goro, Hans Griepentrog als intensiver Bonzo und Lassi Partanen als cooler Yamadori.

Peter Kuhn interpretiert mit dem Philharmonischen Orchester der Stadt Bielefeld einen unsentimentalen Puccini-Klang, entdeckt mit aktiver Unterst�tzung der Instrumentengruppen neue tonale Akzente und best�tigt Werner Schroeters Inszenierungskonzert.

Drei Ahnen, zeitlupenartig das Samuraischwert bewegend, sitzen w�hrend der Auff�hrung auf einer Stahlbr�cke �ber einer Steglandschaft, auf der sich die Personen ritualhaft bewegen. Werner Schroeter reflektiert die Idee des japanischen Autors Yukio Mishima, zeigt Butterflys Tod als Selbstopfer einer untergehenden Kultur, als Resultat imperialistischer Dominaz: der Clash of Civilizations mit der unausweichlichen Konsequenz. Allerdings gibt es eine Hoffnung auf das �berleben. Butterflys Kind wird nicht entf�hrt, klammert sich an die tote Mutter, die "Multikulturelle".

Die exzeptionelle Butterfly-Interpretation, die erstklassige Orchesterleistung und selbst die Pr�sentation eines Stars verm�gen das Bielefelder Haus nicht zu f�llen. Die wunderbare Oper ist mit ihren fulminanten Angeboten offenbar im Abseits, da helfen keine positiven Berichte in den lokalen Medien, kein �berregionaler Jubel. Die Stadtpolitik hat mit ihren Verunsicherungen das Dilemma zu verantworten. Wie zu Dews Zeiten hat Ostwestfalen ein extraordin�res Pfund, mit dem die Bielefelder Konservativen nicht wuchern. Wann endlich �u�ert sich das traditionsreich-engagierte b�rgerliche Establishment �ffentlich f�r sein Musiktheater? (frs)

 


Foto: © Matthias Stutte