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Fakten zur Aufführung 

JENUFA
(Leos Janacek)
2. April 2003

Theater Bielefeld

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Kleinb�rgerliche Enge

In Bielefeld spielt Janaceks Drama im Milieu der miefigen 50er Jahre - Wohnk�che mit K�hlschrank, Elektroherd und Kinderwagen; die W�nde schieben sich zu bedr�ngender Enge, �ffnen sich zu Blicken in dunkle Nacht (B�hne: Karen Fries).

Der junge Regisseur Aron Stiehl versucht die Symbolsprache Janaceks zu "�bersetzen, um Betroffenheit zu erzeugen"; dazu bem�ht er sich, keine Person zu denunzieren, will Seelenkonstellationen zeigen und verweist auf die Qual, den Druck der (bigotten) Gesellschaft zu ertragen. Das ist ein �berzeugendes Konzept, doch fehlt der Realisierung die metaphysische Dimension der Trag�die. Es bleibt bei einem kleinb�rgerlichen Trauerspiel, das durchaus r�hrt, aber nicht existenziell betrifft.

Peter Kuhn ist ein souver�ner Leiter des disziplinierten Philharmonischen Orchesters der Stadt Bielefeld: er unterstreicht die Kammert�ne in Moll, betont die spr�de-melancholischen Stimmungen des Janacek-Verismo. Das Programmheft gibt best�tigenden Aufschluss!

Das hochkar�tige Ensemble - Johannes M. K�sters als momentan auftretender "Altgesell"! - verharrt eher statisch, aber �berw�ltigt mit ausdrucksvoller Gesangsinterpretation: Sharon Markovich mit impulsiven Ausbr�chen als ambivalent-ausrastende K�sterin; John Charles Pierce unbegriffen-machohafter Steva; Luca Martin als hassend-liebender Underdog; und eine hochkompetente Karine Babajanyan als einer geifernden Umgebung ausgelieferte Jenufa: Eine ergreifende Interpretation der Janacek-Vorgaben! Das �brige Ensemble des Bielefelder Theaters singt auf h�chstem Niveau, der Chor (Leitung: Angela Sleeman) vermag vor allem in den Mollt�nen zu Tr�nen zu r�hren.

Selten hat man ein derart mucksm�uschenstilles Publikum erlebt: kein Husten, kein Wispern, vielmehr gespanntes Nachvollziehen des B�hnengeschehens - aber das traditionsreiche haus ist sp�rlich besetzt! Es ist unbegreiflich, weshalb das st�dtische Publikum sich verweigert, und die h�chstklassigen Auff�hrungen so wenig ausw�rtige Besucher attrahieren. (frs)


Fotos: © Matthias Stutte