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Fakten zur Aufführung 

TRISTAN UND ISOLDE
(Richard Wagner)
27. Mai 2007 (Premiere)

Bremer Theater

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Entdeckung der Langsamkeit

Mit einer grandiosen Neuinszenierung von „Tristan und Isolde“ verabschiedete sich Bremens Theaterintendant Klaus Pierwoß von den Bremer Zuschauern, die ihn in 13 Jahren Amtszeit und bei rund 350 Produktionen unterstützt haben. Trotz aller Widrigkeiten, die ihm insgesamt acht Kultursenatoren bereiteten, verließ er sein Haus auch „euphorisiert“. Die Erinnerung an diesen neuen Tristan wird nicht nur ihm, sondern allen anderen Zuschauern dauerhaft bleiben. Schon die ersten Takte dieses Wagnerschen Meisterwerks um Liebe, Nacht und Tod ließen Besonderes erahnen.

Der Dirigent Stefan Klingele nahm die ersten Takte sehr verhalten, zog das Publikum nicht in den sonst anderswo üblicherweise entfachten Sog des emotionalen Taumels. Kühl und zurückhaltend agierten die Sänger.

Das Bühnenbild (Sabine Böing, auch Kostüme) unterstrich die Stimmung. Leuchtende Eisbrocken, in einer rechteckigen Öffnung im Boden platziert, lagen unterhalb einer ebenso großen Öffnung im Dach. Schierer Holzboden und Stein in Form von Betonwänden boten ein äußerst karges Ambiente für die Darstellung der inneren Bewegung der Hauptfiguren. Auf die war die ganze Regiearbeit von Reinhild Hoffmann konzentriert.

Manchmal wollte sich im ersten Akt musikalisch eine gewisse Statik einstellen. Doch im zweiten Akt entfaltete sich die ganze Genialität der Orchesterführung von Stefan Klingele. So hat man dieses Werk noch selten gehört. Und zwar stellte sich nicht die gewohnte emotionale Überwältigung des Liebesdramas ein, die so manchen Wagnerianer immer wieder in diese Oper treibt. Klingele dazu: „Der Dirigent soll sich nicht nur mit Tonarten und den viel besprochenen Leitmotiven beschäftigen, sondern vor allem die Intuition für das Endlose im Werk, die Irrelevanz von Zeit in sich suchen.“ Das ist natürlich auch ein großes Risiko, das er damit eingegangen ist - das ihm aber wunderbar gelungen ist.

Natürlich ist diese Arbeitsweise eine besondere Herausforderung auch für die Sänger. Mathias Schulz meisterte die fast übermenschlichen Anforderungen seiner Rolle stimmlich und darstellerisch mit unglaublicher Souveränität. Geschmeidig, fassettenreich, kraftvoll, intonationssicher, gefühlvoll, rundum überzeugend interpretierte er den schwierigen Part des Tristan. Sabine Hogrefe teilte ihre Kräfte gut ein, steigerte sich deutlich im Laufe des Abends, schwächelte dann doch in den letzten Takten, was dem hervorragenden Gesamteindruck aber nicht abträglich war. Karsten Küsters beeindruckte als König Marke auch mit so selten gehörter Textverständlichkeit. Yaroslava Kozina (Brangäne), Ivan Dimitrov (Kurwenal), Jevgenij Taruntsov (Melot) fügten sich ideal ein. Ein in jeder Hinsicht überdurchschnittliches Musiktheater – absolutes Spitzenniveau. (gh)