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Fakten zur Aufführung 

MATTI SALMINEN
Lieder und Arien
9. November 2007

Konzerthaus Dortmund


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Musik

Gesang

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Meister-Show

Na klar ist ein Solo-Abend ein „Event“, präsentiert wie im „Wunschkonzert“ populäre Arien und eingängige Musik für persönliche Fans, Gesangs-Fetischisten und Opern-Freaks. Doch es kommt darauf an, was daraus wird.

Matti Salminen beeindruckt mit einem faszinierend ausdrucksvollem Bass, dem weder die Höhen in Verdis Banco-Arie noch die abgründigen Tiefen in der Sarastro-Szene Probleme bereiten; der die Calunnia-Beschwörung Rossinis beherrscht und einen doppelbödig biederen Daland präsentiert; und als Gremin stoische Selbstgerechtigkeit vermittelt -- Salminen steht wie ein Fels in den anbrandenden Wogen der Musik, beherrscht mit seinem immer noch machtvollen Organ die Szene, variiert orgelgleich die verschiedenen Register und vermittelt emotionalen Ausdruck mit hinreißender Kraft.

Dass er sich am Ende als Botschafter des finnischen Tangos betätigt, ist eine Hommage an die finnische Tango-Leidenschaft -- unbekannterweise fast so intensiv wie in Argentinien. Aber das Mythische der kribbelnden Erotik will sich da nicht recht einstellen -- in Finnland ist der sommerliche Tango-Ausbruch wohl eher ein fröhlicher Ausgleich für die monatelange Dunkelheit.

Fulminant, wie sich das Münchner Rundfunkorchester vorstellt: Ein bezwingender kollektiver Klang, voller Dramatik und Feuer, dabei von schier unfassbarer Präzision und Perfektion der Instrumente im Zusammenspiel. Ulf Schirmer leitet mit leidenschaftlichem Engagement, hat alles im Blick, initiiert blitzsaubere Einsätze, erzeugt knallharte Crescendi, kalmiert zu geheimnisvoll-schwebenden Piani. Höhepunkte sind die Rossini-Ouvertüre, eine großartig überwältigende Zauberflöten-Ouvertüre -- und eine verblüffend kraftvolle Finlandia, die wie der Ritt durchs wilde Kurdistan daherkommt. Schirmers Energie bleibt permanent authentisch, das Münchner Rundfunkorchester verliert in keinem Moment die Konzentration und wird – bei allem Aplomb – hervorragend mit der so tückisch-perfekten Akustik des Dortmunder Konzerthauses fertig.

Das fantastisch konzentrierte Publikum steigert sich schon zur Pause zu standing ovations, bejubelt die brillant-farbenreich vorgetragene Ouvertüre zu Wagners „Feen“ und feiert den übergroßen Matti Salminen, die hörbar unbestrittene Ikone des kunstvoll-emotionalen Bass-Gesangs!

Weshalb allerdings auch nicht ein Hauch von Regie spürbar wird – von Matti Salminens ungemein subtil-deutenden Gesten und seiner sprechenden Mimik sowie der faszinierenden Kommunikation Ulf Schirmers mal abgesehen - , und es auch szenisch nicht mehr gibt als das Orchester auf der Bühne - das ist wohl dem puristischen Konzept des Abends geschuldet. (frs)