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ARME CHARLOTTE
Die Bedr�ngungen der unverstellt-liebevollen
Charlotte durch die egozentrischen Werther und Albert stehen im Mittelpunkt
der gef�hlsbetonten Inszenierung Torsten Schr�ders. Gef�hle artikuliert
die Einheits-B�hne Heidrun Sch�lers mit dem Kontrast von starrer Architektur
und zusammenflie�enden Farbprojektionen hinter leerer Film-Leinwand.
Axel Kober beweist mit dem aufmerksamen Philharmonischen Orchester Dortmund
die hohe Qualit�t der Komposition Massenets: weitab von lyrischen Klischees
beeindrucken die intensiv vorgetragenen solistischen Passagen von Blech,
Holzbl�sern, Streichern - ein Gesamteindruck tiefempfundener Emotionalit�t!
Die m�nnlichen Protagonisten l�sen das Dilemma ihrer machohaften Ausbeutungsstrategien
vor allem durch �berw�ltigende Gesangskunst: Ruben Boitman ist zweifelsfrei
einer der profiliertesten lyrischen Tenor-Talente: kraftvoll intonierend,
biegsames Legato, einf�hlsame Phrasierung! Sven Ehrkes Albert bleibt eindimensional,
aber voll volumin�sen Ausdrucks. Lynda Kemenys Sophie ist stimmlich pr�sent,
l�sst aber die Naivit�t der "kleinen Schwester" vermissen. Die Charlotte
Sonja Borowski-Tudors zeigt die verzweifelte Ausweglosigkeit in bezwingender
Eindringlichkeit: ihr wandlungsf�higer, lyrisch-dramatischer Mezzo strahlt
im Glanz des unfassbaren Konflikts.
Das Dortmunder Opernhaus - one of the big Ten! - ist sp�rlich besetzt:
Es ist kaum zu verstehen, weshalb eine Stadt seit Jahren ihr Musiktheater-Juwel
missachtet! Doch: Die Gekommenen sind ergriffen, reagieren mit nachhaltigem
Beifall. (frs)
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