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GESTYLT
Keine Frage: Essens Oper ist erfolgreich
- das Juwel Aalto-Oper ist bis auf den letzten Platz ausverkauft, der
Opernbesuch geh�rt zum Muss der Ruhr-Society, Stefan Soltesz zelebriert
Opernmusik charismatisch, Operngesang auf h�chstem Niveau, innovative
Regiekonzepte und optimale gestalterische Nutzung der gro�en B�hne: die
Triumphe sind kreativ-professionell wie programmiert. Was gibt's da zu
beckmessern? Nat�rlich nichts, aber die "Jenufa" macht das Erfolgsrezept
deutlich:
Soltesz nutzt von Janaceks vielschichtiger Musik vor allem die elegischen
Klangfarben, setzt auf Harmonien und Melodien, setzt mit dem spielfreudig-pr�zisen
Orchester auf faszinierende crescendi, vermeidet dabei die h�rgew�hnungsbed�rftigen
Dissonanzen und eruptiven Br�che der Strukturen Janaceks.
Nicolas Brieger bringt Emotionen auf die B�hne, zeigt h�chstes Interesse
an den handelnden Menschen, fixiert das Geschehen auf die leidend-hilfsbed�rftige
Jenufa - verzichtet auf platte Aktualisierung, vermeidet aber auch jegliche
Provokation in Sachen gesellschaftlicher Analyse oder Religionskritik.
Diesem Konzept entspricht die B�hne von Gisbert J�kel, gro�r�umig mit
monumentalen Elementen (Riesen-M�hlrad, plakative Kammer Jenufas) - aber
ohne das diskriminierende Arme-Leute-Milieu. Dazu ist ein �bertitel-Text
von Ina Wragge zu lesen, der das Originallibretto auf die Versatzst�cke
des Trivialdramas reduziert: eine bemitleidenswerte Story ohne tragische
�berh�hung.
Dann die hinrei�enden S�ngerdarsteller, perfekt bis in die kleinste Nebenrolle.
Elisabeth Hornung gibt eine hingebungsvolle Alte Buryja; Nina Warren ist
eine hochklassige K�sterin; Jeffrey Dowd interpretiert einen psychopathisch
gepr�gten Laca intensivster Deutung: Rainer Maria R�hr gelingt als Stewa
die absolute Umsetzung des "Heini-Charakters" und Michal Samir gibt eine
hilfsbed�rftige Jenufa in allen Stadien m�dchenhafter Liebe und Verzweiflung
mit der Wandlung zur leidgepr�gten H�rte und endlichem Einwilligen in
das Vertrauen auf die Liebe zu zweit.
Wie gesagt: eine anr�hrende Geschichte, herrlich pathetisch pr�sentiert
- f�r ein Publikum, dem die Intentionen Janaceks fremd sind, und das von
aggressiven Produktionen unbel�stigt bleiben will. Mainstream-Theater
auf h�chstem Niveau, so wie Joop van den Endes "Elisabeth" im benachbarten
Colloseum. (frs)
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