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Mit leuchtenden Farben in der Finsternis
Der Vorhang geht auf, im gut besetzten Zuschauerraum wird erstes Gemurmel
wahrgenommen. Ein in grellen Farben gehaltener W�rfelkomplex dominiert
die im finsteren liegende B�hne, auf der in den n�chsten drei Stunden
Smetanas "Dalibor" dargestellt werden soll: Die Trag�die eines freiheitlich
gesinnten Ritters im Prag des 15. Jahrhunderts, die von Gerechtigkeit,
Freundschaft und Liebe handelt.
Hans Hollmann hat zusammen mit der K�nstlerin rosalie, die 1994 bei den
Bayreuther Festspielen mit ihrem sogenannten "Designerring" f�r Furore
sorgte, eine eigenwillige Inszenierung der romantischen Nationaloper geschaffen.
Die verschachtelten und aufeinandergeschichteten Container in den grellsten
T�nen von Orange, Gelb und Blau bieten im Verlauf der Oper den n�tigen
Raum und den Hintergrund f�r die Handlung - eine bizarre Darstellung der
Prager Burg.
Die Verbindung zwischen Historie und Futurismus wird auch in den Kost�men
aufrecht erhalten: Der glatzk�pfige Kanzler stellt eine gro�e Kopft�towierung
zur Schau und tr�gt dazu ein ritterartiges Kost�m samt Schwert und Sporen.
Der K�nig tr�gt ein traditionell wirkendes blaues Gewand mit Pelzbesatz,
h�lt aber seinen Einzug auf einem Gef�hrt, das eine Mischung aus einem
Caddie und dem Wagen des Papstes darstellt. Die Farbenpracht wird durch
das sperrige gr�ne Kleid Miladas und dem rosarotem Kost�m Jitkas erg�nzt.
Die Oper wurde in deutscher Sprache (ohne Untertitel) aufgef�hrt, was
das Verst�ndnis des Geschehens anfangs erheblich erschwerte. Doch aufgrund
der Leistungen der S�nger fand sich auch der unge�bte Zuh�rer schnell
in das Geschehen ein. K�nig Vladislav wurde von Walter Donati (Bariton)
gef�hlvoll und sehr gut verst�ndlich gesungen und mit gro�er �berzeugungskraft
dargestellt. In der Rolle der Milada brillierte Elisabeth Werres (Sopran),
die sowohl mit ihren stimmlichen als auch mit ihren schauspielerischen
F�higkeiten das Publikum begeisterte. Neben ihr wirkte Jon Ketilsson (Tenor)
in seiner Rolle als Dalibor trotz seiner guten Leistungen etwas blass.
Die allgemeine anf�ngliche Steifheit in der Darstellung verfl�chtigte
sich im Verlauf des Abends und konnte hinterher als Gefangensein der Figuren
in ihren gesellschaftlichen Rollen interpretiert werden.
Uwe Sandner verstand es hervorragend die S�nger mit dem Orchester zu unterst�tzen
und trug so zur besseren Verst�ndlichkeit des Gesungenen bei. Nur der
romantische, teilweise fast vertr�umte Klang der Badischen Staatskapelle
mochte nicht immer zu der eigenwilligen Inszenierung passen.
Das Publikum reagierte mit gemischten �u�erungen auf diese individuelle
Interpretation der Oper; Milada wurde bei ihrem ersten Auftritt sogar
als "Weihnachtsbaum" beschimpft. Trotzdem bekamen die K�nstler f�r ihre
Leistungen viel Beifall und wurden teilweise sogar mit Bravo-Rufen entlohnt.
Eine Frage bleibt nach diesem Abend jedoch noch offen: Was sollte in der
Gerichtszene mit der Anspielung auf die �rtlich ans�ssigen Richter bezweckt
werden? (mf) |
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