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Fakten zur Aufführung 

DALIBOR
(Bedrich Smetana)
24. Oktober 2003


Badisches Staatstheater Karlsruhe




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Mit leuchtenden Farben in der Finsternis

Der Vorhang geht auf, im gut besetzten Zuschauerraum wird erstes Gemurmel wahrgenommen. Ein in grellen Farben gehaltener W�rfelkomplex dominiert die im finsteren liegende B�hne, auf der in den n�chsten drei Stunden Smetanas "Dalibor" dargestellt werden soll: Die Trag�die eines freiheitlich gesinnten Ritters im Prag des 15. Jahrhunderts, die von Gerechtigkeit, Freundschaft und Liebe handelt.

Hans Hollmann hat zusammen mit der K�nstlerin rosalie, die 1994 bei den Bayreuther Festspielen mit ihrem sogenannten "Designerring" f�r Furore sorgte, eine eigenwillige Inszenierung der romantischen Nationaloper geschaffen. Die verschachtelten und aufeinandergeschichteten Container in den grellsten T�nen von Orange, Gelb und Blau bieten im Verlauf der Oper den n�tigen Raum und den Hintergrund f�r die Handlung - eine bizarre Darstellung der Prager Burg.

Die Verbindung zwischen Historie und Futurismus wird auch in den Kost�men aufrecht erhalten: Der glatzk�pfige Kanzler stellt eine gro�e Kopft�towierung zur Schau und tr�gt dazu ein ritterartiges Kost�m samt Schwert und Sporen. Der K�nig tr�gt ein traditionell wirkendes blaues Gewand mit Pelzbesatz, h�lt aber seinen Einzug auf einem Gef�hrt, das eine Mischung aus einem Caddie und dem Wagen des Papstes darstellt. Die Farbenpracht wird durch das sperrige gr�ne Kleid Miladas und dem rosarotem Kost�m Jitkas erg�nzt.

Die Oper wurde in deutscher Sprache (ohne Untertitel) aufgef�hrt, was das Verst�ndnis des Geschehens anfangs erheblich erschwerte. Doch aufgrund der Leistungen der S�nger fand sich auch der unge�bte Zuh�rer schnell in das Geschehen ein. K�nig Vladislav wurde von Walter Donati (Bariton) gef�hlvoll und sehr gut verst�ndlich gesungen und mit gro�er �berzeugungskraft dargestellt. In der Rolle der Milada brillierte Elisabeth Werres (Sopran), die sowohl mit ihren stimmlichen als auch mit ihren schauspielerischen F�higkeiten das Publikum begeisterte. Neben ihr wirkte Jon Ketilsson (Tenor) in seiner Rolle als Dalibor trotz seiner guten Leistungen etwas blass. Die allgemeine anf�ngliche Steifheit in der Darstellung verfl�chtigte sich im Verlauf des Abends und konnte hinterher als Gefangensein der Figuren in ihren gesellschaftlichen Rollen interpretiert werden.

Uwe Sandner verstand es hervorragend die S�nger mit dem Orchester zu unterst�tzen und trug so zur besseren Verst�ndlichkeit des Gesungenen bei. Nur der romantische, teilweise fast vertr�umte Klang der Badischen Staatskapelle mochte nicht immer zu der eigenwilligen Inszenierung passen.

Das Publikum reagierte mit gemischten �u�erungen auf diese individuelle Interpretation der Oper; Milada wurde bei ihrem ersten Auftritt sogar als "Weihnachtsbaum" beschimpft. Trotzdem bekamen die K�nstler f�r ihre Leistungen viel Beifall und wurden teilweise sogar mit Bravo-Rufen entlohnt. Eine Frage bleibt nach diesem Abend jedoch noch offen: Was sollte in der Gerichtszene mit der Anspielung auf die �rtlich ans�ssigen Richter bezweckt werden? (mf)




Fotos: © Monika Rittershaus