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Drei auf einen Streich...
Robert Tannenbaum inszenierte in dieser Saison in Karlsruhe eine Seltenheit:
"Il Trittico" - drei Opern-Einakter von Giacomo Puccini. Sie werden, obwohl
von ihm extra sorgf�ltig zusammengestellt, kaum noch zusammenh�ngend aufgef�hrt.
Die B�hnenbilder sind schlicht, aber durch gezielten Lichteinsatz sehr
stimmungsvoll. Drei hohe W�nde - je nach bedarf wei�, grau oder gr�nlich
gef�rbt - bilden den �u�eren Rahmen f�r alle Werke. "Il tabarro" ("Der
Mantel") ist zudem gekennzeichnet durch eine Br�cke, welche den Raum zweiteilt.
Sie stellt eine Trennungslinie f�r die unterschiedlichen Lebensmilieus
im modernen Paris dar, und verdeutlicht auf grausame Weise, in welcher
(un�berwindbaren?) Trostlosigkeit die Protagonisten leben.
Barbara Schneider-Hofstetter flirtet als Giorgietta �berzeugend mit Luigi
(Mauro Nicoletti), dem ebenfalls gut dargestellten Hafenarbeiter. Leider
ist Walter Donati als Michele sowohl stimmlich als auch in seiner F�higkeit
zur Leidenschaft nicht so verbindlich wie seine Partnerin.
In "Suor Angelo" wird die Stimmung ebenfalls durch einfache Mittel erzeugt
- hohe Mauern, d�steres Licht und eine harsche �btissin (Rosemara Ribiero)
verdeutlichen die K�lte und Einsamkeit, in welcher die Nonnen leben. Bestechend
ist Barbara Dobrazanska in der Rolle der Schwester Angela. Sie f�llt nicht
nur durch ihre gesangliche Leistung, sondern auch aufgrund ihrer Mimik
und Gestik auf. Die Zuschauer lohnen es ihr mit viel Applaus und Bravo-Rufen.
Nach der Pause kommt selbst dasjenige Publikum, das den ersten beiden
St�cken nicht so viel abgewinnen konnte. auf seine Kosten: Die Kom�die
"Gianni Schicchi" zeigt in dieser Inszenierung eine italienische Gro�familie
in den 50er Jahren. Am Sterbebett des Buoso Donati treffen sie aufeinander:
der Anzug tragende Altb�rgermeister von Florenz, die geltungss�chtige
Zita, ein Spaghetti verschlingender Pantoffelheld in Fein-Ripp-Unterw�sche
und ein Goldkettchen tragender Macho mit aufgekn�pftem Hemd.
Im Hintergrund kann man neben anderem Hausrat einen auf Bierkisten stehenden
Fernseher mit Kleiderb�gelantenne sehen, wo permanent ein Fu�ballspiel
�bertragen wird. In dieser buntgemischten Trauergruppe brilliert Tero
Hannula als Gianni Schicchi und bringt das Publikum immer wieder zum lachen.
Auch das junge Liebespaar, Susanne Cornelius als Lauretta und Carsten
S�� als Rinuccio, k�nnen die Gunst der Besucher f�r sich gewinnen. Insgesamt
ist dieser Einakter f�r einen Gro�teil der G�ste wohl ein gelungener Abschluss
des Opernabends.
Im Orchestergraben sorgte Anthony Bramall mit k�rperlichem Einsatz f�r
eine pr�gnante Interpretation der Musik. Ihm ist es auch zu verdanken,
dass die Badische Staatskapelle die Stimmung der jeweiligen Partien meistens
sehr gut musikalisch darstellte.
Abschlie�end mag sich vielleicht nur der ein oder andere Besucher gefragt
haben, ob man Puccinis sorgf�ltig ausgesuchte Epochenwahl ("Il Tabarro":
Anfang 20. Jahrhundert; "Sour Angelica": Ende 17. Jahrhundert; "Gianni
Schicci": Ende 13. Jahrhundert) aufl�sen, und jedes St�ck ohne Bedenken
in die 50er Jahre versetzen kann (mf) |
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