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Welttheater und private Konflikte
- das zusammenzubringen misslingt Robert Carsen eklatant. Auf der B�hne
ein Schlachtfeld, doch Wotan r�sonniert �ber die Missachtung seines "Grimms".
An dem stoischen Pensionisten prallen die hysterischen Ausbr�che Frickas
und die Tochterliebe Br�nhildes ab, der pensionierte Patriarch neigt zum
"so what". Kommunikation wird verweigert, das selbstgerechte Selbstgespr�ch
ist ihm genug. Nicht mal Loge vermag er zum "Feuerzauber" zu bewegen,
er macht's mit Feuerzeug eben selbst.
Die B�hne ist meistens leer (Patrick Kinmoth), verweist auf Krieg (die
Walk�ren in 50er Jahre Kost�men wie aus der Kleidersammlung, ein kaputter
Jeep - Koreakrieg? Wieso?), bietet im zweiten Akt ein monumentales Wohnzimmer,
in dem Whisky getrunken und zelebrierend Kaffee eingeschenkt wird; Fricka
beendet ihren verbalen Sieg �ber Wotan mit dem Blick in ihren Make up-Spiegel.
Die Walk�ren beleben die gefallenen Krieger durch Ber�hrungen zur "Auferstehung",
und die klettern gen Walhall. Darstellerisch ausdrucksvoll und stimmlich
exzellent - wunderbar ausgeglichener Sopran! - wird Nina Stemme als Sieglinde
zum gefeierten Star des Abends. Christopher Ventris gibt einen hervorragend
disponierten Siegmund, Doris Soffel eine ungemein stimmkr�ftige Fricka,
Alan Titus einen volumin�sen Wotan; Kristinn Sigmundsson zelebriert einen
handfesten Hunding und Renate Behle kommt mit der ihr zugeschriebenen
Br�nnhilde nicht recht klar, beeindruckt durch treffsichere H�hen, hat
bisweilen Probleme mit den Sch�rfen. Die Walk�ren beweisen stimmliche
Kompetenz, leiden unter der konfusen Personenf�hrung Carsens, beeindrucken
aber schlussendlich durch hochklassigen Ensemblegesang.
Mit Jeffrey Tate leitet ein ungemein "erz�hlsicherer" Dirigent das flexibel
reagierende G�rzenich-Orchester: Wagners Musik ist vom (unbegriffenen!)
Pathos befreit, wird nicht zum alternativen Experiment, lebt als orchestral
vermitteltes Kommunikationsangebot einer hochdramatischen Menschheitsgeschichte
mit viel Verst�ndnis f�r archetypische Situationen menschlichen Erlebens.
Eine musikalische Gro�tat!
Das eigent�mliche K�lner Premierenpublikum mit den unvermeidlichen Damen
der Gesellschaft und den bukolisch bl�kenden Buh- und Bravo-Br�llern lauscht
hingebungsvoll und kommt beim Schlussapplaus zu den richtigen Werten auf
der Skala des fiktiven "Applausometers". (frs) |
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