Rezensionen     Kommentare     News     Backstage     Befragung     Links     Kontakt     Impressum    Wir über uns
     

Fakten zur Aufführung 

WERTHER
(Jules Massenet)
25. April 2004 (Premiere)


Vereinigte B�hnen Krefeld-M�nchengladbach
(Theater Krefeld)


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Sehnsüchte

Ein Gef�hlserlebnis auf hohem Niveau bescheren die Niederrheinischen Sinfoniker dem aufnahmebereiten Krefelder Publikum: Graham Jackson gibt mit intensiven Vor- und Zwischenspielen den Sog der Gef�hle vor: eine Melancholie der beseligenden Art, elegisch zwar, aber nicht sentimental.

Patrick Schl�sser inszeniert die melancholische Trauer �ber Existenzen in engen Welten mit un�berwindbaren kommunikativen Problemen, aber immer die eschatologische Metapher vom ersehnten Tod als "Beiseiteschieben des Vorhangs" im Blick.

Voraussetzung daf�r ist ein aufgeschnittenes B�rgerhaus mit Souterrain, Beletage und Treppenhaus von J�rgen Kirner, auf- und zuklappenden T�ren und anknipsendem Licht, das die Spielr�ume fokussiert. Das geschieht wie im alten Stummfilm-Klassiker "Grandma's Looking Glass" - wir Zuschauer werden zu Voyeuren. Die sozial karikierenden Biedermeier-Kost�me von Uta Meenen vermitteln das bedr�ngende Element der Zeitgeist-Empfindsamkeit.

Der beeindruckende Steven Harrison verleiht einem melancholie-s�chtigen Werther sowohl darstellerisch-mitf�hlende Pr�senz als auch stimmlichen Ausdruck durch emotionale Phrasierung. Dieser Grundton bestimmt auch Carola Gubers Charlotte, f�r ihr schicksalergebenes Leidensprinzip allerdings ein wenig zu dramatisch. Aber auch der sonst als naive kleine Schwester vorgef�hrten Sophie gelingt mit der putzigen Barbara Cramm der Sprung in die entsagungsbereite Sehnsucht. Selbst der sture Albert und der etablierte Bailli sind durch Konstantin Rittel-Kobylianskis und Hayk Deinyans Interpretationskunst Teil der melancholisch-resignierten verlorenen Gesellschaft.

Im gut besuchten Krefelder Haus ist ein offenbar gef�hle-suchendes Publikum von Musik und Gesang gefangengenommen, reagiert auf das B�hnengeschehen aber eher irritiert.

Am Rande bleibt die Frage, weshalb man sich in Krefeld nicht f�r einen Sonntags-Beginn um 18 Uhr entschlie�en kann. (frs)






Fotos: © Matthias Stutte