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Fakten zur Aufführung 

DIE LUSTIGEN NIBELUNGEN
(Oscar Straus)
16. April 2004 (Premiere)


Südostbayerisches Städtetheater (Landshut)




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Ein schrecklich nette Familie

Das amerikanische Fernsehen hat immer wieder illustre Familienclans hervorgebracht: die Ewings (Dallas), die Carringtons (Denver Clan), die Simpsons (Die Simpsons), die Bundys (Eine schrecklich nette Familie). Wir haben die Beimers und Zenkers (Lindenstra�e). Zum Gl�ck hat uns Richard Wagner mit seinem ,Ring' einen unsterblichen Familienclan geschenkt, der in Oscar Straus' burlesker Operette ,Die lustigen Nibelungen' ver�ppelt wird. Das Werk rief im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts deshalb den Protest deutschnationaler Kreise hervor und verschwand bis in die 70er von den Spielpl�nen. Bis heute ist sie selten geblieben. Ein Grund daf�r liegt auch in Landshut auf der Hand. Das ernsthafte Pathos Wagners und seiner Regisseure konnte 1904 problemlos karikiert werden, doch 2004 zeigen die Inszenierungen des ,Rings' vieler Orts schon die Karikatur.

Die Inszenierung von Vivienne Newport versucht sich zwar gekonnt in einer typisch amerikanischen Vorabendsaga, doch aufs Korn lassen sich Wagners Nibelungen auch damit nicht mehr nehmen. Die Bundys stehen nicht nur in den Kost�men (Antje Adamson) Pate. Ihr schwachsinniges Benehmen potenziert sich auf der B�hne zu am�santem bis albernem Klamauk. Eine reizvolle Choreographie der halb getanzten Einlagen muss man leider vermissen.

Auf der B�hne arrangiert Elke Schlotterm�ller geschickt R�ume, aus denen mit wenigen Umbauten ein Garten mit Springbrunnen oder Innenr�ume mit kitschigen Spitzbogenfenstern werden k�nnen. Warum die B�hnentechnik die Aktschl�sse mit l�rmenden Umbauten begleitet, bleibt mir ein R�tsel.

Das s�ngerische Niveau war beachtlich. W�hrend Reto Raphael Rosin den blond gestr�hnten Siegfried mit strahlendem, schmelzendem Operettentenor sang, verlieh Annabelle Pichler ihren Auftritten als Kriemhild mit dramatischem, durchschlagendem Sopran die Aura einer gro�en Oper. Die Sopranistin Karla Bytnarov� gab Br�nhilde einen neckischen, �berkandidelten Tonfall, wohingegen Peter Tilch Gunther, trotz klaren, verst�ndlichen Baritons, als bedauernswerten Verlierer spielte. Mit knallroter Per�cke und quietschbuntem Kleid zeigte die charismatische Schauspielerin Ursula Erb als Kriemhilds Mutter Ute ihre Gesangsk�nste.

Basil H. Coleman dirigierte den Abend mit Schwung, den das sauber agierende Orchester mitging. Ich h�tte mir die Musik aber in ihrem Anspielungsreichtum auf Wagner und Walzer noch pointierter und burlesker vorstellen k�nnen.

Intendant Stefan Tilch hatte das jubelnde Publikum wieder einmal mit einer Rarit�t begl�ckt. Mancher Gast honorierte dies, indem er eine weite Anreise in Kauf genommen hatte. Die Landshuter verhalfen ihrem Intendanten aber nicht zu einem vollen Haus. (tv)


Karten unter (0871) 922 08 33




Fotos: © Südostbayerisches
Städtetheater