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Flughafengewimmel
Der Flughafen als Aufbruchs- und Ankunftsort, als Ruhepol inmitten einer
quirligen Masse von Menschen, ist Schauplatz der deutschsprachigen Erstaufführung
von Jonathan Dove's Oper "Flight". Ausgehend von einer wahren Geschichte
eines Fl�chtlings, der auf einem Pariser Flughafen lebt, entwirft Dove
eine Oper, die von aufeinandertreffenden und wieder fl�chtenden Menschenschicksalen,
von ihren Tr�umen und �ngsten erz�hlt. Ralf N�rnberger, der gleichzeitig
die manchmal etwas hinkende deutsche �bersetzung liefert, �bertr�gt in
seiner Inszenierung die Spannung des Ortes Flughafen auf die B�hne und
schafft einen Zustand des Schwebens - enthoben der Realit�t, aber immer
wieder mit ihr konfrontiert.
Die Handlung ist einfach gehalten, doch wie auf eine wundersame Weise
wird der Ort mit einer klanglichen H�lle umgeben, die von fantastisch
anmutenden Kl�ngen bis hin zu aufbrausenden Rhythmen - wenn zum Beispiel
ein Flugzeug startet - das Geschehen begleitet und erweitert. Diesen Spannungsbogen
entwickelt wunderbar das Gewandhausorchester unter der Leitung von John
Axelrod.
Die Passagier-Menschlein wuseln unterdessen vergn�gt auf dem Flughafen
herum und erz�hlen alle ihre eigene Geschichte. Da w�re zuerst das gefrustete
Urlaubsp�rchen Tina und Bill, gesungen von einer stimmlich facettenreichen
Marika Sch�nberg und einem volumin�sen Torsten S�ring. Weiterhin die Herzschmerz-Liebesgeschichte
der Minskwoman und dem Minskman, die sich trennen aber nat�rlich wieder
finden. Hendrikje Wagemann und J�rgen Kurth verm�gen diesem Geschehen
die geb�hrende Tragweite zu verleihen. Als immer gut gelaunte Flugbegleiter
mutieren Anne-Marie Seager und Hermann Wall�n w�hrend ihrer Pause zu triebhaften
aber unterhaltsamen Tierchen. Die tragische Verlassene stellt Therese
Renick in der Rolle der �lteren Frau dar, die ihren Leidensweg einf�hlsam
markiert.
�ber alledem schwebt gleichsam Julia Borchert in Gestalt der allm�chtigen
Controllerin, stimmlich ausdrucksvoll und von einer makellosen Reinheit.
Ihr Gegenpol und zugleich Verb�ndeter ist der Fl�chtling, der noch an
das Gute im Menschen glaubt. David Cordier singt die Partie mit zauberhaftem
Ausdrucksverm�gen, das die Passagier-Menschlein am Flughafen in seinen
Bann rei�t und an ihre Hoffnungen und W�nsche glauben l�sst. Jedoch nur
f�r einen Moment, denn schon geht es wieder weiter im munteren Flughafengewimmel.
Was die Oper jedoch geschafft hat, ist diesen einen Moment der Faszination
und Spannung zu bewahren und ihn f�r einen Augenblick dem Treiben zu entheben.
(mk)
Karten unter (0341) 12 61-261 |
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