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Fakten zur Aufführung 

DON CARLO
(Giuseppe Verdi)
3.Juli 2004


Münchner Opernfestspiele
(Bayrische Staatsoper)



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Im Namen Gottes

Es werden Menschen als Ketzer verbrannt, intrigante Machtspiele in Szene gesetzt, blutige Invasionen in Kauf genommen und kalkulierte Ehen geschlossen. All dies geschieht im Namen Gottes, denn die spanische Inquisition herrscht mit Angst und Schrecken. Liebe, Freundschaft und Ehrlichkeit werden mit F��en getreten. Das ist der Stoff, aus dem "Don Carlo" gemacht ist.

J�rgen Rose (Regie, B�hne, Kost�me) setzt dieses von politisch-religi�sem Machtwahn beherrschte Drama in eine kaum ausgestattete, schwarze Guckkastenb�hne. Bespielt wird die trostlose Szenerie von Darstellern in historischen Kost�men. Ein �bergro�es Kruzifix beherrscht den ohnehin schon verengten Raum und symbolisiert den Einfluss der Kirche in jeden Bereich des Lebens. Wer versucht auszubrechen, wird vernichtet! Das muss selbst der K�nig bitter erfahren, als er daran scheitert seinen neuen Vertrauten vor dem Gro�inquisitor zu sch�tzen. Gegen die Macht der heiligen Inquisition kann auch er nichts ausrichten.

Genau diese abgr�ndige Schl�sselszene geriet zum absoluten H�hepunkt der M�nchner Auff�hrung, denn mit Matti Salminen (Phillip) und Paata Burchuladze (Gro�inquisitor) hatte man zwei Bassisten der Extraklasse verpflichtet. Klangsch�n und differenziert in allen Lagen interpretierte Matti Salminen den ambivalenten spanischen K�nig, und Paata Burchuladze verlieh dem Gro�inquisitor mit seiner tiefschwarzen Prachtstimme eine be�ngstigend machtvolle Aura. Insgesamt stand der Abend im Zeichen der S�nger. Denn durch die eher statisch gepr�gte Personenregie r�ckte der Gesang automatisch in den Vordergrund der Wahrnehmung.

Getragen vom wunderbaren Klangteppich des Bayrischen Staatsorchesters unter der Leitung von Zubin Metha waren herausragende Interpreten des Verdi-Fachs zu h�ren. Fabio Armiliatos (Carlo) dunkel timbrierter Tenor harmonierte ideal mit dem in Belcantoart gef�hrten Bariton von Paolo Gavanelli (Posa). Beide gestalteten ihre Partien intensiv, ohne jedoch ins Sentimentale abzugleiten. Der volle, lyrische Sopran von Marina Merscherikova (Elisabeth) faszinierte vor allem im Pianobereich, was sie kunstvoll einzusetzen wusste. Ausgeglichen in allen Lagen und Registern spielte Dolora Zajik (Eboli) mit den ihr reichlich zu Gebot stehenden stimmlichen Mitteln und lies keinen Zweifel daran, dass sie diese exponiert liegende Rolle mit Leichtigkeit beherrscht.

Die kleineren Rollen waren solide besetzt, fielen aber im Vergleich zu den fulminant besetzten Hauptrollen leider etwas ab. Klanglich voll, zu Beginn allerdings mit rhythmischen Schw�chen, sang der durch den Extrachor verst�rkte Opernchor der Bayrischen Staatsoper.

Anhaltender Applaus und enthusiastische Bravorufe des Festspielpublikums w�rdigten diesen musikalisch hervorragenden Abend. Scheinbar erfreute man sich einfach am vokalen Feuerwerk, das durch die weitgehend blasse Regie nicht beeintr�chtigt wurde. (ecd)


Karten unter (089) 21 85 19 20




Fotos: © Wilfried Hösl