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M�nchen leuchtet
Strauss' zweite Oper sollte ein Angriff auf die M�nchner Verh�ltnisse
sein, die Spie�b�rgerlichkeit, den Biersumpf all�berall. M�nchen aber
f�hlt sich bis heute eher geschmeichelt; f�nf Neuinszenierungen erlebte
das Werk, das andernorts noch immer einer Erstauff�hrung harrt.
Eine �berdimensionale Gl�hbirne erleuchtet M�nchen in der Inszenierung
von Hellmuth Matiasek und dem B�hnenbild von Heinz Hauser, der kubistische
Formen und raffinierte Spiegelwirkungen verwendet, in denen die Malerei
eines Lyonel Feininger widerscheint.
Matiasek transportiert die Geschichte des von der Gesellschaft krumm be�ugten
Sonderlings Kunrad in die Strauss-Zeit, identifiziert Kunrad mit Strauss
selbst, was naheliegend ist. Feuersnot wird seine Tagtraumvision, seine
M�chtegern-Wirkung in M�nchen, seine Wagner-Emanzipation. Die gefloppte
Oper Guntram, die noch ganz dem Bayreuther Meister huldigt, wird im Laufe
der Oper zum Opfer seiner eigenen Entwicklung. Die Noten werden verbrannt,
zerstreut, zerkn�llt.
Die musikalische Wagnerparodie Strauss' koppelt Matiasek oft plump mit
einer szenischen Groteske aus Meistersinger-, Ring-, Holl�nderzitaten.
Die Massenszenen, in denen die Jahrhundertwende-Kost�me von Zwinki Jeann�e
wunderbar zur Geltung kommen, sind von gro�em Reiz, die Monologe und Dialoge
wirken eher uninspiriert und langatmig, die reizvolle Groteske wurde hier
nicht gewagt und der Konventionalit�t hintangestellt.
Problematisch erweist sich die vollkommene Unverst�ndlichkeit des Textes
der Hauptpersonen. Der Bariton von Thomas Gazheli (Kunrad) hat eine sehr
sch�ne Farbe, intoniert aber gelegentlich eng und arm an Schattierungen.
Zudem agiert er ziemlich steif. Diemut, seine emotional und sexuell begehrte
Mischung aus Loreley und Rapunzel wird von Nicola Beller-Carbone mit strahlendem
Sopran gesungen und mit Sexappeal dargestellt. Darumherum tummelt sich
der hervorragend aufgelegte Kinderchor von Franz Frank, drei erotische
Pseudorheint�chter und mit Christoph Stephinger ein gestandener B�rgermeister.
Im Orchester entwickelt David Stahl bereits den typischen Strausston eines
Rosenkavalier, arbeitet die Wagneranspielungen klar heraus und f�llt mit
der geballten Wucht der gro�en Chorszenen beeindruckend den Saal.
Das Publikum war begeistert. Ovationen f�r alle Beteiligten, gerade auch
f�r das Regieteam, das in M�nchen nicht selten mit einem Buhsturm �berzogen
wird. (tv) |
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