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Fakten zur Aufführung 

ROBERTO DEVEREUX
(Gaetano Donizetti)
23. Jaunar 2004


Bayerische Staatsoper München




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Edita I. von M�nchen

Arme Edita Gruberova! Die Koloratursopranistin ist jetzt in einem S�ngeralter, das Kritikern in jeder Rezension gebietet, im Hinblick auf ihren Gesang meist mit Verweis auf ihr Alter in Ehrfurcht zu versinken. Dabei sind diese bewundernswert unbeschadete Stimme, dieses himmlische "messa di voce", die triumphierenden Spitzent�ne laut ihres Statements nur eine Frage eiserner Disziplin. Eine ungem�tliche Aussage im Starbetrieb.

Doch die Gruberova brilliert nicht nur als K�nigin Elisabetta I. von Britannien in Donizettis Psychodrama "Roberto Devereux" durch stupende Wiedergabe musikalischen Blendwerks, sie gestaltet die L�ufe, Kaskaden und Triller des Belcanto mit vollkommenem Verst�ndnis f�r ihren emotionalen Gehalt. Mit 58 ist sie wirklich die K�nigin.

Regisseur Christof Loy lenkt in seiner Inszenierung das Augenmerk auf die blo�liegenden Gef�hle der Protagonisten, indem er sich das Pathos einer kost�mprunken Ausstattung versagt. Freilich w�ren gleiche Gef�hlsdesaster auch im Gewand von 1601 denkbar, doch wirken Eifersucht, Wut, Stolz, Liebe und Unf�higkeit in grauen Anz�gen, knielangen R�cken und einem Ambiente, das vorgibt die riesige, kalte Lobby eines noch gr��eren B�rogeb�udes zu sein, unmittelbarer und ungeschminkter (Ausstattung: Herbert Murauer).

Loys Regie verzichtet auf die staatstragende Story des St�cks, er zeichnet mit kleinen und kleinsten Gesten glaubhaft die inneren Zust�nde der Akteure, ohne sie im Singen zu behindern. Er macht betroffen, indem er Szenen �berlagert, Personen noch im Angesicht ihrer Geliebten oder Peiniger auftreten l�sst und damit ihre Handlungsstarre bei kochenden Emotionen blo�legt. Das beeindruckendeste Bild gelingt am Schluss: "Wo mein Thron stand, erhebt sich ein Grab" singt (italienisch) Elisabetta, zieht sich die rotgoldene Per�cke vom Kopf und zeigt das graue, sch�ttere Haar einer alten, verbitterten Frau.

Auch die �brige Besetzung lie� aufhorchen und erg�nzte geschickt die Dramaturgie der Oper. Die Sara von Jeanne Piland mit reif gl�hendem, dunklem Mezzo schien f�r den jugendlich tenoralen, bisweilen mit Kraft singenden Roberto von Zoran Todorovich eigentlich schon zu alt, was seiner Liebe das Kalk�l eines Machos beimischte. Paolo Gavanellis Nottingham hingegen strahlte mit m�chtigen T�nen und bassbaritonaler Farbe auch emotionale W�rme und Freundlichkeit aus, die seine Eifersucht dramatischer und seine Rache brutaler machten.

Friedrich Haider stand als Spezialist f�r diese Oper vor dem verschlankten Staatsorchester. Mittels eines Maximums an differenzierter, doppelsinniger Orchestersprache, musizierten er und seine Musiker ein modernes Psychogramm.

Das ausverkaufte Haus tobte wie ein Fu�ballstadion, als sich am Ende der Vorhang f�r eine allein �ffnete, die K�nigin. (tv)






Fotos: © Wilfried Hösl