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Fakten zur Aufführung 

DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL
(Wolfgang A. Mozart)
25. Januar 2003


Staatsoper München


LANGWEILIGE MOZARTPEINLICHKEIT

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Der jugendlich-charmante Daniel Harding befeuert begl�ckend das kleinbesetzte Orchester und den Chor der Staatsoper, als ginge es um die Ehrenrettung der Mozartpeinlichkeit, die Regisseur Martin Duncan und Ausstatter Ultz auf die B�hne gestellt haben.

Diese f�llt eine riesige Leinwand, auf die mittels einer Art Powerpoint-Presentation der Grundriss eines Palastes projiziert wird. So werden die Fortschritte der Helden Belmonte und Pedrillo im Kampf gegen die tausend und ein Zimmer dieses morgenl�ndischen Unget�ms mit roter Farbe nachgezogen. Die gesuchten Damen, sowie Osmin und Bassa Selim sind auf zwei Quadratmetern knallbunten Ikea-Sofas gefangen, die lustig sinnlos von einer t�rkischen Fu�ballfangemeinde mal herein-, mal herausgezogen werden. Gerade wenn man sich mit dieser dramaturgischen Idee von Isolation und Gefangenschaft angefreundet hat, hopsen die Akteure munter herunter, treten an die Rampe und ergehen sich in plakativem Operngestus. Am schmerzlichsten vermisst man die Dialoge - alle gestrichen. Das macht den Bassa zum Statisten und viele Szenen zum Kr�ppel. Es entsteht ein bunt ausstaffiertes Potpourri loser Musiknummern. Die engagierte Erz�hlung von Fatma Genc kann nichts von der zauberhaften Atmosph�re des Singspiels retten.

Robert Sacc�, dem Freibeuter der Oper, gelingt entgegen aller Vorurteile ein ordentliches Portrait Belmontes, wenngleich er zum Kn�deln neigt. Ihm zur Seite steht ein stimmlich sehr pr�senter Kevin Conners. Kraftvoll, ein wenig roh, aber humorvoll gibt er den Pedrillo. Ob Paata Burchuladze als Osmin nun Deutsch oder Arabisch singt, kann man nicht entscheiden, da er vermutlich eine hei�e Kartoffel im Mund hatte. Blonde alias Julia Rempe hat ein sch�nes helles Timbre, doch in der H�he ist sie absturzgef�rdet. Schlie�lich mimt Ingrid Kaiserfeld eine stimmgewaltige, sichere Konstanze, die speziell im hohen Register allzu forciert eine Walk�re andeutet.

Das Publikum str�mte zahlreich, um sich dann langweilen lassen zu m�ssen. Gen�gsam klatschte man trotzdem begeistert Beifall. Gegen den Regieunfug nahm sich nur eine Dame vor der Pause ein Herz und schleuderte leidenschaftlich ein w�tendes ,Buh' auf die B�hne. (tv)


Foto: © Wilfried Hösl