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Fakten zur Aufführung 

SCHERZ, SATIRE, IRONIE UND TIEFERE BEDEUTUNG
(Detlev Glanert)
13. Februar 2003 (Premiere)


Bayerische Theaterakademie
(Prinzregententheater München)


AMÜSANTE SCHWARZWEISS-VERWÜSTUNG

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Detlev Glanert (Jahrgang 1960) darf nach dieser Premiere seiner Oper Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung einen enormen Erfolg feiern. Die bayerische Theaterakademie stellt nach Halle, Rostock und Krefeld die vierte Neuinszenierung der Kom�die nach Christian Dietrich Grabbe vor; f�r eine zeitgen�ssische Oper fast unglaublich. Und es gibt tats�chlich einiges zu lachen, wenn sich der Teufel, vom Hausputz aus den eigenen W�nden vertrieben, unter die verdorbenen Erdenwesen mischt und feststellen muss, dass auch ohne sein Zutun die Menschen einander in den �belsten Weisen schaden wollen.

Das Regieteam hat sich ein sinnvolles Konzept �berlegt, spart aber nicht an Absurdem und Bizarrem, das den Zuschauer oft ratlos l�sst. Christoph Rasche hat ein B�hnenbild in nussbaumfarbener Museumsatmosph�re entworfen, in das hinein zwei Vitrinen gestellt sind. Regisseur Reto Nickler benutzt sie, um die menschlichen Abgr�nde so zur Schau zu stellen, indem die S�nger �ber die Vitrinen auftreten oder sich darin pr�sentieren. ,Der Teufel passt nicht in unser System' rufen die Wissenschaftler und doch muss der Zuschauer in allem den wei�get�nchten Teufel erkennen. Katharina Wei�enborn zieht den Darstellern wei�e, bekritzelte Papierm�ntel an, dem Teufel den schwarzen als Symbol f�r alles Irdische! Die Fernseher auf der B�hne multiplizieren die Fratze des Teufels, der so weit �ber seine musikalische Rolle hinaus pr�sent bleibt. Am Ende bleibt ein Schlachtfeld, das Museum ist mit Fetzen aus den M�nteln �bers�t. Der Mensch - ein Zauberlehrling, will den Teufel zerst�ren und rei�t doch nur das Ungl�ck kleinteiliger und multipliziert es.

Christoph Poppen am Pult des M�nchner Kammerorchesters verzichtete darauf, das Werk nach dem Schroffen und Dissonanten auszuhorchen. Er stellte das Harmonische der intensiven, nie langweiligen, heiteren Musik Glanerts heraus.

Franz Vitzthum als Teufel besticht durch schauspielerischen Witz und durch eine helle, klare und kernige Countertenorstimme. Martin Danes als Baron, Wilfried Staber als Mordax und klangsch�n G�nter Papendell als Wernthal lieferten solide Leistungen ab. Markus Herzog als Dichter Rattengift, Gustavo Mart�n-S�nchez als Mollfels und Alexander Morozov als Schulmeister begannen gut, klangen im Verlauf aber immer angestrengter und unverst�ndlicher. Julia Rutigliano als Liddy besitzt besonders in der H�he einen vielversprechenden Sopran. Sibylla Duffe wird stimmlich ihrer Rolle als Kind Gottliebchen gerecht.

Das zahlreich erschienene Publikum wirkte polarisiert. Der Applaus war heftig, doch nur von der Fraktion der Anh�nger. Die andere H�lfte des Publikums erstarrte in gleichg�ltiger Regungslosigkeit. Einzig der Komponist wurde von den meisten Zuschauern mit herzlichem Beifall bedacht. (tv)


Foto: © Lioba Schöneck