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MS America
Wir kennen sie alle, die Songs „Night and Day“, „What is the thing called love”, ”Easy to love”, “I get a kick out of you” oder “I’ve got you under my skin”. Sie gehören alle in Cole Porters Musical “Anything goes”, das jetzt im Oldenburgischen Staatstheater mit großem Erfolg aufgeführt wurde.
Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: Eine bunt zusammengesetzte Gesellschaft fährt auf der „MS America“ von New York nach London, darunter ein erfolgreicher New Yorker Börsenmakler (großartig gespielt und gesungen von Thomas Birklein), der blinde Passagier Billy Crocker, hier eine der Hauptrollen, umwerfend ausgefüllt von Paul Brady, der verschroben-witzige Engländer Lord Evelyn Oakleigh (wunderbar gestaltet von Henry Kiichli), Hope Harcourt (herrlich präsentiert durch Mareke Freudenberg), Tochter aus gutem aber mittellosem Hause, die den reichen Lord heiraten soll, der aber überraschenderweise schließlich bei Reno Sweeney, Predigerin und Showsängerin, landet (Star des Abends, Höchstqualität in jeder Hinsicht: Tracy Plester) und somit den Weg frei macht für die Verbindung von Billy und Hope. Ein Priester ist ebanfalls anwesend, zwei alte Damen, Hopes Mutter (Norina Scalorbi) mit Pudel, viele Tänzer und Tänzerinnen, der Verbrecher Moonface (Norbert Wendel) und noch viele andere Personentypen, darstellerisch allesamt in Topform. Doch die Überfahrt gerät zur Katastrophe. Ein Eisberg bringt das Schiff zum Kentern.
Das Bühnenbild zeigt ein Schiffsdeck, das nun von einem großen blauen Tuch überzogen wird. Nach der Pause wird das Tuch wieder weggenommen. Zum Vorschein kommen die Passagiere, die nun unter Wasser ihr Treiben zu einem doch noch glücklichen Ende bringen.
Das alles wird unglaublich überzeugend und hoch künstlerisch dargebracht. Ein Feuerwerk von Regieeinfällen, durchweg bis ins Detail schlüssig durchdacht, prasselt auf den Zuschauer nieder, reißt mit. Und dabei geht nie die Tiefe verloren, die diese auf den ersten Blick munter-oberflächlichen Aktionen haben, zeigt das Stück doch den Tanz auf dem Vulkan in den wirtschaftlich unsicheren Zeiten im Amerika der 30er Jahre und die Gesellschaft, die unbeirrt verdrängt, was ihre Vergnügungssucht stören könnte.
Jason Weaver zeichnete verantwortlich für die schwungvoll kompetent ausgeführte musikalische Ausführung, Christian von Götz gelang eine fantastische Regie. Marvin A. Smith wirkte als Choreograph, Karin Fritz als Ausstatterin. Chor: Thomas Bönisch, Dramaturgie: Anna Melcher.
Der Abend ging mit tosendem Beifall zu Ende. Besser kann es am Broadway auch nicht gehen. (gh)
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