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Fakten zur Aufführung 

WOZZECK
(Alban Berg)
17. September 2005 (Premiere)

Oldenburgisches Staatstheater

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Sternstunde

Oldenburgs Kulturleben ist um ein weiteres Highlight reicher. Am 17. September 2005 gab es die erste Musiktheaterpremiere der Saison 2005/2006. Alban Bergs richtungweisende atonale Oper „Wozzeck“, die übrigens an diesem Haus 1929 ihren Durchbruch erlebte, wurde nach 30 Jahren nun hier neu inszeniert.

Der Regisseur Bruno Klimek, der auch für die Bühnengestaltung verantwortlich zeichnete, stellte seine Sängerdarsteller in eine gänzlich nüchterne Umgebung, verzichtete ebenso auf aufwändige Kostümierung. Diesmal war das Orchester auf dem hinteren Bühnenabschnitt hinter einem transparenten Vorhang positioniert. Das hätte als besonderer Effekt des Regisseurs verstanden werden können. Doch Klimek relativiert: „Es gibt nicht ausreichend Platz im Orchestergraben. Also haben wir das ganze Orchester – 80 Musiker – hinter die Akteure auf der Bühne platziert. Der Grund ist also ein ganz pragmatischer, kein künstlerischer oder musikalischer.“ Auf jeden Fall war dieser Umstand ein ungewöhnlicher Glücksfall für die ganze Aufführung. Die Sänger konnten direkt und frei vor dem Publikum agieren. Jedes Wort des Textes war scharf gezeichnet und verständlich, gab dem Zuschauer die Möglichkeit, hautnah am Geschehen auf der Bühne teilzunehmen.

Es war eine Sternstunde der Oper. Eindrucksvoll, intensiv, souverän durchgestaltet wurden die psychologischen Feinheiten der Geschichte um den verwirrten Mann, der schließlich seine Frau aus Eifersucht tötet. Espen Fegran überzeugte sängerisch und darstellerisch in der Titelrolle, vermittelte die ganze Bandbreite der jeweiligen Seelenzustände. Ihm ebenbürtig zur Seite stand Magdalena Schäfer als Marie, unheimlich wandelbar, stimmstark, musikalisch. Markus Petsch (Tambourmajor), Rolf Romei (Andres), Thomas W. Kuckler (Hauptmann), Fritz Vitu (Doktor), Henry Kiichli und Andreas Lütje (Handwerksburschen), Katerina Hebelkova (Margret), Jakob Paetzold (Mariens Sohn), Ji-Youn Kim (Soldat), Pia Dieker (ein Mädchen) – es ist schwer, einen Mitwirkenden besonders hervorzuheben – sie alle gaben Allerbestes, um diese Aufführung zu einem einzigartigen Erlebnis werden zu lassen. Es war wohl außerdem der gute Geist des Ensembles, der dieses Opernereignis so hochwertig werden ließ.

Doch das wäre so nicht möglich gewesen, wenn nicht der Dirigent Alexander Rumpf das Oldenburgische Staatsorchester so souverän und engagiert, bestens eingestellt und vorbereitet durch die Partitur geführt hätte. Er arbeitete alle musikalischen Nuancen heraus, ging virtuos mit den komplexen Gegebenheiten von Bergs Werk um, das lange als unspielbar galt.

Minutenlanler Applaus belohnte die Akteure – zu Recht. Es gibt nur ein Problem: Die Kritikerin findet nichts, das sie naserümpfend kritisieren könnte. (Es gibt jetzt auch nichts zu suchen.) (gh)


Fotos: © Jörg Landsberg