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Fakten zur Aufführung 

DER ROSENKAVALIER
(Richard Strauss)
5. April 2003 (Premiere)


Südostbayerisches Städtetheater
(Passau)



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�berladene Zeit

Der Rosenkavalier ist eines jener St�cke, die sich hartn�ckig "Modernisierungen" verschlie�en. Wenige tasten an die pl�schige Wiener Rokokowelt. In Passau l�sst Regisseur und Intendant Stefan Tilch die Silberrose gleich im ersten Akt zerschmettern, macht Degen zu Rasiermessern und den italienischen Tenor zum Faktotum aller Akte. Sein Hauptthema aber ist die vergehende Zeit. Klar, dass die Marschallin, die sich schmerzhaft ihrer in die Jahre gekommenen Attraktivit�t bewusst wird, ins Zentrum dieser Sicht tritt.

Ihr schafft Ausstatter Charles Cusick-Smith R�ume mit bombenversehrten W�nden, die von einer riesigen Uhr �berschattet werden. In Mitten ein k�figartiges Bett, dessen �u�ere Form in allen Akten erkennbar bleibt. Durch die Kost�me, die Rokoko, Elvis und Ottokatalog mischen, wird versucht das St�ck ins zeitlos G�ltige zu r�cken.

In diesem Ambiente, das graue Herren � la Momo bev�lkern, wird der erste Akt zum Alptraumszenario f�r die Marschallin (�berragend: Kathrin Bechstein). Der Focus auf die zentrale Gestalt ist jedoch so stark, dass das Konzept den zweiten und dritten Akt nicht tragen kann. Die szenische Absenz der Marschallin macht die Inszenierung �berladen, bedeutungsschwer und undurchschaubar. Die blumengeschm�ckten Bomben bei Faninals wirken gegenw�rtig als banal willk�rliche Moralkeule.

Neben der Marschallin konnte sich Stefanie Rhaue als Octavian in jeder Hinsicht voll �berzeugend in Szene setzen. Gelungen auch die stimmlich agile Darstellung des Ochs durch Markus Marquart, einzig in der Tiefe fehlte es ihm an Substanz. Die Sophie von Elizabeth Immermann klang zu kindlich, die H�hen gerieten arg d�nn. Von den Nebenrollen verdient der diabolische Mezzo von Monika Rebholz lobende Erw�hnung.

Basil H. Coleman f�hrte den Taktstock mit Verve, ohne die Partitur von einer neuen Seite zu pr�sentieren. Leider konnte er nicht verhindern, dass sich in den ausged�nnten Streichern allzu h�ufig Unsauberkeiten einstellten.

Die Passauer schienen vorbehaltlos gl�cklich, wieder einen Rosenkavalier in ihrem entz�ckenden Barocktheater zu haben. Ovationen f�r alle Beteiligten. (tv)