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Fakten zur Aufführung 

DIE ZAUBERFLÖTE
(Wolfgang A. Mozart)
6. Januar 2004


Statni Opera Praha




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Tristesse im Zauberland

Wenn die "Statni Opera Praha" die Zauberfl�te gibt stellt sich die Frage: Gut kalkuliertes, touristenziehendes Kalk�l oder gerade spannenden Herausforderung in Mozarts alter Wirkungsstadt. Um es vorwegzunehmen: Das Regieteam der Statni Opera interessiert wohl keines von beidem besonders, eine Herausforderung aber sicherlich �berhaupt nicht.

Michael Schl�ter-Padbergs Zauberfl�te kommt als lustlos zusammengestellte Fundusinszenierung daher, welche nicht den Eindruck erweckt, Regie, B�hnenbild und Kost�m h�tten mehr Energie aufgewendet als unbedingt notwendig.

Entsprechend regiert auch Trostlosigkeit das B�hnengeschehen: Das B�hnenbild besteht aus blauem Boden, blauen Seitenfl�chen und Prospekten mit antiken St�tten als Hintergrund. Allerdings will der warme Braunton der Prospekte (bei welchen deutliche Faltenbildung die Betrachtung merklich tr�bt) �berhaupt nicht zum Blau der B�hne passen. Dieser Eindruck wird noch verst�rkt durch ein Sammelsurium von schlicht geschmacklosen (und verstaubten) Kost�men, welche weder miteinander noch mit dem B�hnenbild harmonieren. Man wird den Eindruck nicht los, ein eiliger Gang durch den Fundus h�tte die kost�m- und b�hnenbildnerische Arbeit ersetzt.

In das Bild passt leider auch Schl�ter-Padbergs einfallslose Regie, welche im Grunde nichts in die Inszenierung einbringt - weder neue Ideen, noch annehmbare Umsetzung des Librettos. Wie man als Gastregisseur auf die Idee verfallen kann, eine derartig lieblose Arbeit zu verantworten - es steht so r�tselhaft im Raum, wie Sarastros Aufgaben.

Ein ganz anderes Bild ergibt sich dahingegen, wendet man sich der musikalischen Seite zu: Zwar haben die K�nigin der Nacht (Dagmar Vankatova), wie auch ihre Tochter Pamina (Ludmilla Vernerova) Schwierigkeiten sich in ihre Partien hineinzufinden; doch bei den m�nnlichen Rollen werden im verein mit dem souver�nen Orchester unter Leos Svarovsky wahre Perlen zu Tage gef�rdert. Insbesondere Tomas Cerny als Tamino hinterl�sst einen bleibenden, intensiven Eindruck, der seines Gleichen suchen d�rfte. Er singt pr�zise und warm im Ausdruck, dessen Intensit�t man sich nur schwerlich entziehen kann. In Nichts nach steht ihm Lukas Hynek-Kr�mer als Sarastro. Sein Bass l�sst einen f�rmlich erschaudern, entf�hrt einen in eine magische, dunkle, unergr�ndliche Welt.

Verst�rkt wird das musikalische Erlebnis sicher durch die atemberaubende Akustik der Stadni Opera. Sie ist viel mehr, als ein wundersch�nes, von der Gr��e her ideal proportioniertes Neurokoko-Theater: Gerade den tiefen Lagen gegen�ber wirkt sie wie ein H�rrohr, welches das B�hnengeschehen direkt an das Ohr des Zuh�rers holt.

Insgesamt also schaffen es Sarastro und Tamino dem Abend eine Wende ins Gro�artige, ja Unvergessliche zu geben - und dies vor dem Hintergrund einer derart farblosen Inszenierung; das ist wirklich wahre Liebe zur Musik, wahres K�nnen, wahre Kunst. (ap)






Fotos: © Statni Opera Praha