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Fakten zur Aufführung 

SCHERZ, SATIRE, IRONIE UND TIEFERE BEDEUTUNG
(Detlev Glanert)
26. März 2004 (Premiere)



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Der H�lle so nah

Es ist eine skurrile Geschichte. Der Teufel verl�sst sein h�llisches Domizil, denn unter der F�hrung seiner Gro�mutter steht der j�hrliche Hausputz an. Auf der Erde gibt er sich als Oberkirchenrat Teufel aus, stiftet Intrigen und Verwirrung unter den Menschen und muss dabei feststellen, dass die sich auch ohne sein Zutun teuflisch gegeneinander benehmen.

Detlev Glanert und J�rg W. Gronius haben aus der Geschichte von Christian Dietrich Grabbe eine komische Oper gemacht, die ein Erfolgsst�ck geworden ist. Regensburg ist die f�nfte B�hne, die eine Neuinszenierung herausbringt.

Die Regie von Francoise Terrone (Kost�me) und Philippe Godefroid (B�hne) macht den Teufel zu einem androgynen Zwitterwesen, einer Kreuzung aus dem Onkel Fester der Adams Family und einer aufreizenden Nutte auf hohen Hacken. Davon lassen sich Mann und Frau gleicherma�en verlocken. Dramaturgisch k�nnte es sinnvoll sein, den Teufel auch dort, wo ihn die Musik verschweigt, zum Zuschauer des Geschehens zu machen. Die Brutalit�t der Menschen w�rde in seinen Reaktionen verdichtet, der voyeuristische Opernbesucher zum Komplizen des Teufels.

Die Ausstattung und die fantasievollen Kost�me spielen mit Farben, Kindheitserinnerungen und Absurdit�ten. Auf knallfarbenen Baukl�tzchen rollen Herren in bayerischen Lederhosen herein. Sie werden um die sch�ne Liddy k�mpfen und dabei auch vor dem Mord an 13 Schneidergesellen nicht zur�ckschrecken. Wenig Mitgef�hl zeigen sie mit dem designierten Nationalgenie Gottliebchen, einem Struwwelpeter mit ellenlangen Fingern�geln, auf das der sadistische Schulmeister einpr�gelt. Auch die vier wei� bekittelten Wissenschaftler k�mmern sie nicht, obwohl die sich den Kopf zermartern �ber der wichtigen Frage, wer der Oberkirchenrat sei. Ihre K�pfe schwellen und platzen am Ende blutig auf. Die Regie unterst�tzt Glanerts vielseitige, schnelle Musik mit entsprechendem Tempo und vielen Pointen. Manche Figur, etwa das gek�mmte Gegenbild zu Gottliebchen, mancher Spa�, manche Anspielung bleibt aber Scherz, Satire, Ironie ohne tiefere Bedeutung.

Glanert verlangt von den S�ngern keine unsanglichen Laut�u�erungen. Der lyrische Tenor von Brent L. Damkier (Mollfels) darf mit dem sinnlich k�hlen Mezzo von Elvira Soukop (Liddy) beinahe eine Operettenliebe besingen. Frank Valentins Countertenor ist durchdringend und gehaltvoll. Sein Teufel hat Charme und Witz. Darin stehen Michael Doumas (Mordax), Markus G. Herzog (Rattengift) und Jin-Ho Yoo (Wernthal) mit ihren bisweilen komisch pathetischen All�ren nicht nach.

Guido Johannes Rumstadt dirigiert die Oper so, dass die Verst�ndlichkeit des Textes gewahrt bleibt (�bertitel h�tten in den Ensembles dennoch nicht geschadet). Die er�ffnende halbe Stunde h�tte mehr Tempo vertragen k�nnen. Ansonsten klang die Partitur wirkungsvoll und farbenfroh.

Das Publikum klatschte euphorisch, was nicht nur nach der Anerkennung einer sportlichen Leistung klang. Der Komponist bedankte sich freundlich und ger�hrt. (frs)


Karten unter (0941) 507 24 24






Fotos: © Juliane Zitzlsperger