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Phantasiemaschine
Siegfried Matthus zerlegt Michael Endes M�rchenschm�ker in charakterisierende
Instrumental-Episoden (f�r jede Figur ein typischer Klang - die Posaune
f�r den Felsenbei�er, Piccolofl�te f�r Blubb, Auryn ist Off-Stimme und
z�rtliche Streicher, Atrejin ist das Englisch Horn zugewiesen usw.), verbunden
mit Orchesterzwischenspielen f�r die "Stimmungen" (Kontrab�sse in Moll
f�r die Traurigkeit, wieder das Englisch Horn f�r die Einsamkeit, das
gesamte Orchester f�r das Furiose): sehr kalkuliert und ohne �berraschende
Effekte. Die Krux liegt allerdings bei den Ende-Text-Rudimenten von Anton
Perrey: Dialoge wie "Wo beginnen? �berall und nirgends." oder "Wo bist
Du?" "Ich bin hier!" sind humorfrei und phantasielos, und so bleibt es
permanent bei dem blo� Gesagten.
Die bravour�sen Musiker der hocherfahrenen Staatskapelle Weimar werden
unter dem engagierten Jac van Steen mit dem musikalischen Angebot gut
fertig, sind in den Soli brillant und holen in den tutti-Passagen alles
heraus, was in der Matthus-Partitur steckt.
F�r das S�ngerensemble gibt es wenige Gelegenheiten zu bravour�sem Gesang,
Marietta Zumb�lts hoher Sopran vermag dem Atreju wenig Leidenschaft zu
vermitteln - trotz beachtlicher Begeisterung aller Beteiligten bleibt
der �berw�ltigende Phantasie-Rausch aus.
Wesentlichen Anteil an diesem blassen Resultat hat die routiniert-klischeehafte
Regie von Michael Schulz: da gibt es ein paar prima Gags, aber durchgehend
beherrscht uninspirierte "Komik" die Szene.
Ein �berdimensionales hin- und hergebl�ttertes M�rchenbuch ist das B�hnen-Prinzip
von Kathrin Brose und Corinna Gassauer, verst�rkt die Grundstruktur von
Libretto und Musik. Martina Feldmanns Kost�me setzen auf das Schwellk�pp-Prinzip,
das wirkt konventionell-witzig, beweist hohes handwerkliches K�nnen, ein
flatternder Drachen Fuchur, aber das Phantasie-Maschinen-Prinzip wird
nicht konterkariert.
Das Premieren-Publikum in Weimar verfolgt die eher langatmigen zwei Stunden
geduldig, delektiert sich von Mensch zu Mensch an Details und applaudiert
am Ende sehr herzlich, ohne in Premieren-Ekstase zu verfallen - und das
war dann ja auch o.k.! (frs)
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