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Fakten zur Aufführung 

DAS RHEINGOLD
(Richard Wagner)
27. Januar 2004


Hessisches Staatstheater Wiesbaden




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Arbeit, Kapital und Macht

Wenn John Dew inszeniert, ist zweierlei klar: er erz�hlt eine spannende Geschichte und die Zuschauer sp�ren, was sie bedeutet. Im Wiesbadener Rheingold beginnt alles mit dem mythischen Ursprung des Lebens mit seinem Fluch im Wasser. Die Handlung wird dann konkret: Um die Metapher der Weltesche wird Alberich zum herrschenden Kapitalisten, Wotans feudale Welt wird von den "Arbeitern" (den Riesen) bedr�ngt, Erda (das Echo aus den Urspr�ngen) r�t zur Einsicht, Alberich ist entmachtet, die G�tter ziehen gen Walhall. Loge, der intellektuelle Skeptiker hat das letzte Wort: Man wei� nicht, was wird. Im Hintergrund ein Atomkraftwerk.

Mit Peter Schulz hat John Dew einen kongenialen B�hnenbildner: geheimnisvolle Zweideutigkeit, aber eindeutige Grundmuster (verst�rkt durch imaginierendes Licht von Thomas M�rker und zeichensetzende Kost�me von Jose-Manuel Vazquez). Die Aufmerksamkeit der Zuschauer wird immer wieder durch spielerische Details geweckt (Alberich im Rolls Royce, die G�tter bei Regen unter Schirmen), ohne die analytische Ernsthaftigkeit zu verlieren. Auf den stimulierenden Spielfl�chen wird kommunikativ-intensiv agiert.

Diese animierenden Grundvoraussetzungen f�hren zu intensivstem Zusammenspiel von S�ngerensemble und Orchester. Wolfgang Ott leitet das gro�artige Hessische Staatsorchester Wiesbaden auf dem schmalen Grat von konventionellem Wagner-Aplomb und simpler S�ngerbegleitung mit emotionaler Intensit�t und instrumentaler Perfektion (auch der stark belasteten Bl�ser).

Das Wiesbadener Ensemble kommt ohne Stentorstimmen aus, doch sind die Solisten an entscheidenden Passagen zu vokalen H�chstleistungen bereit - wie zum Beispiel Thomas de Vries, der Donners Schlussgesang ungemein kraftvoll gestaltet. Der Wotan von Ralf Lukas beeindruckt durch deklamatorische Intensit�t (an Fischer-Dieskau erinnernd); die Fricka Gabriela K�nzlers besticht mit sanft-dramatischen T�nen, Marina Prudenskajas Erda klingt abgerundet-gereift, bei beiden Riesen Fasolt und Fafner finden in Guido Jentjens und Axel Wagner fulminanten Ausdruck, die Rheint�chter Thora Einarsdottir, Rebecca Martin, Sandra Firrincieli brillieren mit deutungsreichem Gesang - herausragend: Carlo Hartmann als nuancenreicher Alberich und Hubert Delamboye als stimmlich vielschichtiger Loge.

Weshalb das gesetzte Wiesbadener Publikum "nur" zustimmend applaudiert, aber nicht in Begeisterungsst�rme ausbricht, bleibt unerfindlich. Mal sehen, wie das wird. (frs)






Fotos: © Martin Kaufhold