Opernnetz

Kulturmagazin mit Charakter

Mariam Murgulia, Mezzosopran, Hochschule für Künste Bremen - Foto © Opernnetz

Wettbewerb

Erklärungen für die Sänger

Nach einem recht ausgeglichenen ersten Halbfinaltag steht am Freitag das zweite Halbfinale an. Und damit nicht nur sieben Einzelentscheidungen, sondern auch die Entscheidung über die Sieger der Klavierbegleitung.
Seyoung Park, Sopran, Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. - Foto © Opernnetz

Es ist wohl das, was man Schmuddelwetter nennt: Hochnebel, leichter Nieselregen, Temperaturen um die zehn Grad, selbst bei Tage ist vom tangübersäten Strand wenig mehr als grau in grau zu sehen. Hinter dem Landungssteg versinkt die See in einer Nebelwand. Da kann man sich auf ausgedehnten Spaziergängen am Timmendorfer Strand immerhin mit dem gesunden Meeresklima trösten. Dabei kann man sich die Fußgängerzone schenken. Ein Brand hat dafür gesorgt, dass zahlreiche Läden vorübergehend geschlossen werden mussten. Verschönerungsarbeiten am Straßenbelag erschweren den Zugang zu anderen Geschäften. Da hält man sich dann am zweiten Tag auch lieber im Hotel auf und nimmt die umfangreichen Sport- und Entspannungsangebote wahr.

Und so ist das Publikum pünktlich um halb vier nachmittags im Konzertsaal versammelt, wenn es heißt: zweites Halbfinale. Sieben Teilnehmer beiderlei Geschlechts treten mit ihren Klavierbegleitern an, um Publikum und Jury von ihrer Kunst des Gesangs zu überzeugen. Die Vielfalt der dargebotenen Stücke reicht von der Arie über das Lied bis zur Ballade. Da kann man den südkoreanischen Tenor mit Dein ist mein ganzes Herz von Franz Lehár, der hier bei nahezu jedem Wettbewerb aufgetaucht ist, getrost unter Tradition verbuchen. Erstaunlich, dass bei dem studentischen Wettstreit Komponisten wie Wagner und Strauss auftauchen. Da muss man sich doch fragen, ob die Sänger sich besonders beratungsresistent zeigen oder ihre Lehrer keinen Respekt vor der jungen Stimme haben.

Trotz solcher Kritik ist das Niveau erstaunlich hoch. Und der eine oder die andere lässt auch schon im Vortrag erkennen, dass da bei vernünftiger Entwicklung eine Menge Potenzial vorhanden ist, das noch zu entdecken sein wird. Das zu beurteilen, ist aber nicht Aufgabe der Jury. Die setzt keine Wetten auf die Zukunft, sondern beurteilt das, was geboten wird. Zügig geht das Programm vonstatten. Das gefällt dem Publikum – und dem Jury-Vorsitzenden, Rainer Wulff. Denn der weiß aus seiner langjährigen Erfahrung gut genug, dass es hinten raus verdammt knapp wird.

Und wirklich: Einfach machen sich die Jury-Mitglieder, die, nun ohne weitere Diskussion, jeder für sich in geheimer Abstimmung ihre Entscheidungen fällen, die Aufgabe nicht. Und wie nah Sänger wie Klavierbegleiter in ihrer Leistung beieinanderliegen, wird im Abstimmungsergebnis deutlich. Mehrere Stichwahlen sind erforderlich. Und dann stehen die Finalisten und die drei besten Klavierbegleiter schließlich doch fest. Zum Finale treten an: Marina Medvedeva, Caroline Nkwe, Gihoon Kim, Hyungseok Lee, Jovan Koščica und Johanna Will.

Beurteilt wird, was geboten wird

Nach der Verkündung der Finalteilnehmer erfahren diese das von der Jury festgelegte Programm für den Finalabend.

Währenddessen beginnt ein weiterer Programmpunkt, der den Maritim-Musikpreis in seiner Besonderheit auszeichnet. Die nicht Nominierten werden nicht einfach ins Nirwana geschickt und können zusehen, wie sie mit dem Ergebnis zurechtkommen. Sondern die Juroren stellen sich für ein Abschlussgespräch zur Verfügung. Und das wird auch gern angenommen. Erstaunlich, dass keiner der jungen Leuten danach fragt, warum sie es nun nicht geworden sind. Sondern häufig kommt die Frage, welche Tipps die Juroren haben, um ihre Leistung zu verbessern. Und wirklich gehen viele sichtlich zufrieden aus dem Gespräch, der eine oder andere auch mit neuen Erkenntnissen, die mit dem Gesang als solchem gar nicht so viel zu tun haben. Da wird sich einer in Zukunft mehr um seine Körpersprache kümmern, ein anderer gewinnt Klarheit über seine weitere Entwicklung. Die Gespräche laufen ohne Zeitdruck, so dass die Teilnehmer sich gut aufgehoben fühlen. Und auch hier wieder das Motto gilt: Bei den Endrunden des Maritim-Gesangswettbewerbs gibt es keine Verlierer.

Michael S. Zerban