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Bühnenverein sieht Köhlers Äußerungen zur Werktreue kritisch
Dem Appell von Bundespräsident Horst Köhler an die Theater, Stücke wieder werkgetreuer zu inszenieren, stehen die Bühnen kritisch gegenüber. Auch der Bühnenverein äußerte gegenüber dpa entsprechende Vorbehalte.
Darstellende Kunst ist aus Sicht des Verbands mehr als die schlichte Wiedergabe des Werkes. Das Theater lebt aus dem Spannungsverhältnis zwischen Werk und Regie. Dies macht die Kraft des Theaters in Deutschland aus.
Die Grenzen setzt das Urheberrecht. Es erlaubt der Regie vieles, auch gewisse Veränderungen des Werkes. Endet der Urheberschutz 70 Jahre nach dem Tod des Autors oder Komponisten, ist der Regie letztlich alles erlaubt, auch die Bearbeitung des Textes.
Großes Theater hat es in den letzten 50 Jahren mit und ohne solche Bearbeitungen gegeben. Wer das Theater bei Goethes "Faust" oder bei Schillers "Don Carlos" aufs werkgetreue Spielen des Stückes beschränken will, raubt ihm die Luft zum Atmen.
Köhler hatte vor einiger Zeit in einer Matinee-Veranstaltung des Berliner Ensembles zum Schiller-Jahr 2005 gefordert, die Theater sollten ihre Anstrengungen darauf konzentrieren, die Stücke Schillers "in ihrer Schönheit und Kraft, in ihrer Komplexität und ihrem Anspruch zu präsentieren". Daraufhin wurde die Frage, wie man Schiller inszenieren sollte, in den Feuilletons bundesweit diskutiert. (Quelle: Deutscher Bühnenverein)
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